Kärnten: Kaum Häuser und immer weniger Wohnungen am See

Kochen, essen, zusammensitzen – immer mit Seeblick.
Kochen, essen, zusammensitzen – immer mit Seeblick.(c) Herzog Immobilien
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Der Neubau von Luxuswohnanlagen wird immer kritischer beäugt.

Sommer, Party, Badespaß: Mit dem richtigen Budget sollte das Leben am Wörthersee doch eigentlich eine nicht endende Kette von Sonnenbädern, Bootspartien und schönen Festen sein – idealerweise auch gleich auf beziehungsweise vom eigenen Grund aus. Ganz so einfach ist die Lage für Kaufwillige derzeit aber nicht, denn zum klassisch geringen Angebot an Häusern mit Seezugang kommen inzwischen drohende Baustopps und Änderungen der Bauordnung.

Und die treiben die Preise für bereits bewilligte Neubauprojekte in Sachen Luxuseigentumswohnungen noch einmal kräftig in die Höhe. Das lässt so manchen potenziellen Käufer das Zaudern vergangener Jahre bereuen, wie Alexander Tischler, Inhaber von ATV-Immobilien, berichtet. „Das schmerzt derzeit einige, die sich in den vergangenen Jahren nicht entschieden haben und sich jetzt einem noch krasseren Mangel gegenübersehen“, sagt der Makler. Zwar würden immer noch manche den 1970er-Jahren hinterherträumen, als man sich Zeit lassen konnte, um ein romantisches Plätzchen zu suchen. Aber: „Das ist heute einfach anders, da muss man konsequent sein. Und statt daran zu arbeiten, das absolut Optimale herauszuholen, lieber die Zeit am See genießen.“ Zumindest kenne er keinen Kunden, der mit einer gekauften Seeliegenschaft unglücklich sei – wohl aber einige, die sich über eine nicht getroffene Entscheidung ärgern.

Solide Wertzuwächse

Was verständlich ist, wenn man sich die Wertzuwächse am See in den vergangenen Jahren anschaut: Wer vor zehn Jahren gekauft hat, kann sich heute oft über eine Verdoppelung des Wertes freuen – auch aufgrund der sich wandelnden Einstellung in Sachen Bauboom auf den letzten Ufergründen. Denn die Zahl der dort entstandenen Luxus-Wohnanlagen – die einerseits nicht immer eine Augenweide sind und andererseits den Seezugang für normal betuchte Anwohner immer mehr eingeschränkt haben – hat in der Öffentlichkeit für wachsenden Unmut gesorgt.

Auf den reagiert die Politik jetzt mit vorübergehenden Baustopps – etwa in der Veldener Bucht – oder Gedankenspielen hinsichtlich Änderungen der Bauordnung. Bei manchen Investoren und Käufern löst das Zukunftsängste aus. „Bisher gilt lediglich de facto in Velden bis Ende 2018 ein Baustopp, dort ist man jetzt dabei, den Bebauungsplan zu überarbeiten“, erklärt Günther Seidl, Inhaber von Seidl Immobilien. „Aber andere Gemeinden wollen nachziehen, auch wenn man bisher noch nichts Konkretes weiß.“

Villa Marina
Villa Marina(c) ATV Immobilien

Unsicherheit bei Bauträgern

Bei den Bauträgern sorgt das derzeit für eine gewisse Unsicherheit, zumindest hinsichtlich der Details. „Aber auch wenn noch nicht klar ist, wie es genau umgesetzt wird, hat jemand, der ein gewidmetes Grundstück besitzt, natürlich einen Anspruch auf eine Baugenehmigung“, stellt Christian Herzog-Johnston, Inhaber von Herzog Immobilien, klar. Bis diese Details geklärt sind, werden derzeit am See zunächst einmal die bereits fertiggestellten Einheiten in den Luxus-Wohnanlagen verkauft.

„Dazu gehören beispielsweise das Laisseefaire und das Hermitage“, nennt Seidl zwei Anlagen mit Eigentumswohnungen mit Seezugang, die gerade zwischen Pörtschach und Krumpendorf beziehungsweise in Dellach fertig werden. Verlangt werden hier – ähnlich wie im ebenfalls gerade fertigen Marina Village-Apartments – um die 12.000 Euro pro luxuriösem Wohnquadratmeter. Was bis zu ein Viertel mehr ist als noch beim letzten fertiggestellten Luxusprojekt, wie Seidl erklärt: „Im Vergleich dazu lagen die Preise bei den Rosenhof-Residenzen im vorigen Jahr noch bei 10.000 Euro auf den Quadratmeter.“

Loftartiger Wohnraum mit Ausblick
Loftartiger Wohnraum mit Ausblick(c) Seidl Immobilien

Dabei seien die Käufer aber durchaus bereit, für den richtig großen Luxus noch tiefer in die Tasche zu greifen, erzählt Herzog-Johnston: „Für schöne Wohnungen zahlt man auch bis zu 20.000 Euro pro Quadratmeter“, so der Makler. Dafür verlange man aber Exklusivität an der Wasserlinie: „Das dürfen dann nicht mehr als zehn Eigentümer sein, die sich den Seezugang teilen.“

Villen unter der Hand verkauft

Für eine derartig überschaubare Anzahl von Mitbenutzern der Strandbar, des Stegs und der Liegen seien einige bereit, auch 6000 Euro mehr für den Quadratmeter auszugeben, „statt sich 200 Quadratmeter Seegrund mit 50 Wohnungsbesitzern zu teilen“.
Der ganz große Traum sei natürlich immer der von der eigenen Villa mit Seezugang. „Aber das ist ganz schwierig. Wenn es da etwas gibt, wird es meist unter der Hand verkauft“, weiß Seidl. Die Kosten, die dafür am Wörthersee mittlerweile aufgebracht werden müssen, schrecken häufig auch die solventesten Interessenten ab. „Ein echtes Seehaus mit 1000 Quadratmetern Grund gibt es nicht unter vier Millionen, die letzten beiden sind um über fünf Millionen verkauft worden“, so Herzog-Johnston. Und ob man derartige Summen in eine Ferienimmobilie investieren will, überlegen sich dann doch viele zweimal. Zumal der Aufwand, ein Haus mit Garten in Schuss zu halten, das man nur als Zweitwohnsitz nutzt, doch ungleich größer ist, als bei einer Eigentumswohnung die Tür zuzusperren.

Ausweichen als Option

Zumindest teilweise werde dann auch über ein Ausweichen an einen der anderen Seen nachgedacht, erklärt Tischler. „Am Ossiacher, Millstätter und Faaker See liegt das Preisniveau bis zu 50 Prozent unter dem des Wörthersees“, so der Makler, der auf die kleineren Seen spezialisiert ist. „Speziell am Ossiacher See gibt es noch Seeliegenschaften.“ Aber auch luxuriöse Wohnungen seien noch zu haben, „auch wenn sich die Zahl der Seewohnungen stark reduziert hat“. Ein Trend, der sich nach Tischlers Einschätzung in Zukunft weiter fortsetzen dürfte, denn wie an den meisten Seen Europas seien an den kleineren Kärntner Seen die Behörden heute viel stärker darauf sensibilisiert, die Natur zu erhalten.

Was womöglich langfristig die Popularität von Wohnungen mit Seeblick erhöhen könnte. „Es gibt Bestrebungen von Bauträgern, Wohnressorts mit Seeblick und entsprechend mehr Ruhe anzubieten. Denn unten am See ist man ja wirklich schnell“, berichtet Herzog-Johnston. (SMA)

SEEZUGANG FÜR ALLE?

Der Platz am See wird neu überdacht: In der Veldener Bucht gilt noch bis Ende des Jahres ein Baustopp, während dessen der Bebauungsplan überarbeitet wird. Andere Gemeinden denken über ähnliche Maßnahmen nach.

Grund für diese Sensibilisierung ist der wachsende Unmut in der Bevölkerung über die nicht immer schönen Luxuswohnanlagen, die mancherorts kaum noch Seezugänge für die Öffentlichkeit übrig lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2018)

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