Trump-Putin-Gipfel im Juli in Wien?

Donald Trump plädiert für Wladimir Putins Wiederaufnahme in die G8-Runde. Womöglich treffen sich die Staatschefs in Wien.
Donald Trump plädiert für Wladimir Putins Wiederaufnahme in die G8-Runde. Womöglich treffen sich die Staatschefs in Wien.REUTERS
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Auf Vermittlung von Bundeskanzler Kurz soll ein Treffen zwischen den Staatschefs in Wien stattfinden. Der russische Präsident hat offenbar Kurz ersucht, den Gipfel zu arrangieren.

Wien/Moskau. Die Regierung stahl sich selbst die Show. Mitten in die Pressekonferenz um die Schließung von Moscheen und die Ausweisung von Imamen platzte die Eilmeldung der Nachrichtenagenturen über einen möglichen Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin, möglicherweise in Wien und organisiert von Bundeskanzler Sebastian Kurz. Das „Wall Street Journal“ („WSJ“) hatte die Nachricht in die Welt gesetzt, die als Spekulation bereits seit Längerem in Wien, Washington und Moskau kursiert.

Demnach habe der russische Präsident Kurz bei seiner Wien-Visite am Dienstag um seine Mithilfe gebeten, ein derartiges Treffen zu arrangieren. Die Begegnung sollte möglichst noch im Juli an einem neutralen Ort stattfinden – zu einer Zeit, da sich der US-Präsident während des Nato-Gipfels in Brüssel und eines London-Besuchs ohnehin in Europa aufhält. Das Weiße Haus, so heißt es laut dem US-Blatt, prüft eine solche Möglichkeit.

Grenell-Termin in neuem Licht

Das Bundeskanzleramt hielt sich bedeckt. Es wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Die Berlin-Visite von Sebastian Kurz und sein Mittagessen in der kommenden Woche in der Residenz Richard Grenells, des neuen, kontroversiellen US-Botschafters in Deutschland, erscheint so in einem neuen Licht. Grenell, Ex-Sprecher des Sicherheitsberaters, John Bolton, soll nach Recherchen des „WSJ“ den Kontakt ins Weiße Haus herstellen. Auch Jon Huntsman, der US-Botschafter in Russland, sei hinter den Kulissen aktiv.

Donald Trump kündigte am Freitag überraschend an, Russland wieder in den Kreis der G8-Staaten aufzunehmen. Beflügelt vom Gipfel mit Nordkoreas Diktator, Kim Jong-un, in Singapur, könnte der US-Präsident versucht sein, beim ersten bilateralen Treffen die vielfältigen Differenzen mit Russland – von der Ukraine über Syrien bis zur Affäre Skripal – auszuräumen und eine Normalisierung einzuleiten. Trump und Putin hatten bisher nur beim G20-Gipfel in Hamburg ausführlich persönlich miteinander konferiert. Aus ihrer gegenseitigen Bewunderung machten sie kein Hehl.

Im ORF-Interview machte der russische Präsident kürzlich die innenpolitischen Turbulenzen in den USA dafür verantwortlich, dass bisher kein Gipfel mit dem US-Präsidenten zustande gekommen sei. Tatsächlich überschatten die Untersuchungen des Sonderermittlers Robert Mueller in der sogenannten Russland-Affäre, der Verstrickung des Trump-Teams in die Manipulationsversuche bei der US-Wahl, die Amtszeit Trumps.

Auch aus Moskau bestätigte man Verhandlungen für ein Treffen der Staatschefs. „Wir denken über den Präsidenten-Gipfel nach, und in Gesprächen mit US-Partnern kommt diese Frage auf. Aber es gibt noch keine Übereinkunft“, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur RIA Diplomatenkreise.

Unterstützung erfuhr der Standort Wien aus dem politischen Establishment in Moskau. Österreich sei ein geeigneter Ort für einen Gipfel der beiden Staatsmänner, erklärte der Vizevorsitzende des Komitees für Internationales der Staatsduma, Dmitrij Nowikow. „Österreich ist sehr praktisch für die Durchführung eines solchen Treffens, wie auch jedes andere Land, das eine solche Plattform bieten möchte. In Österreich herrscht in diesem Sinn ein geeignetes politisches Klima.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2018)

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