Thiem im Paris-Finale gegen Nadal gefährlicher Außenseiter

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Kann der "Prinz" den Sandplatz-"König" entthronen? Dominic Thiem spielt um den ersten, Rafael Nadal um den elften French-Open-Sieg. Der Österreicher sagt: "Es ist ein Traumtag nötig, dass ich Chance habe!" Das Finale ist für ihn aber mehr als eine "Draufgabe".

Am Tag vor dem bisher größten Tag in seinem Tennis-Leben hat sich French-Open-Finalist Dominic Thiem in einer etwa 50-minütigen Einheit auf sein großes Duell mit Rafael Nadal eingeschlagen. Thiem ist am Sonntag (15.00 Uhr/live ORF2) Außenseiter gegen den zehnfachen Roland-Garros-Sieger. Doch an seinem Siegeshunger ändert das überhaupt nichts.

Aussagen vom bisher einzigen österreichischen Einzel-Grand-Slam-Sieger Thomas Muster, wonach nach dem Erreichen des Finales der Rest eine "Draufgabe" sei, wollte Thiem aber nicht bestätigen. "Es ist wunderschön, dass ich morgen das Finale spiele, aber trotzdem wäre es bitter, wenn ich es verliere. Deshalb werde ich alles geben. Das ist schon mehr als eine Draufgabe."

Thiem, der sich am Samstag noch das Doppel-Finale von Oliver Marach ansehen wollte, weiß aber natürlich um die klare Favoritenrolle des 32-jährigen Spaniers. "Er hat hier schon zehn Siege, spielt morgen sein elftes Finale und 85:2-Siege (in den Einzeln in Roland Garros, Anm.). Da braucht man nicht nachdenken, wer der Favorit ist."

Was für den erstmaligen Major-Finalisten spricht, ist freilich seine gute Bilanz (drei Siege bei sechs Niederlagen) gegen den Mallorquiner. "Hätte ich noch nie gegen ihn gewonnen, würde ich wahrscheinlich vor Angst erstarren, aber so weiß ich jedes Mal, dass ich zumindest ein richtig gutes Match spielen kann." Das hatte Thiem schon in Madrid gesagt - wenige Tage später feierte er dann seinen dritten Sieg über Nadal.

French Open - Finale Thiem-Nadal
French Open - Finale Thiem-NadalAPA

Nadal spricht vor dem Finale, das in 224 Ländern übertragen wird, in höchsten Tönen vom nächsten Gegner. "Wenn die Sandplatz-Saison beginnt, weißt du, dass Dominic einer dieser Spieler ist, die jedes Turnier gewinnen können, das sie spielen", meinte der 16-fache Major-Sieger. "Vielleicht sogar noch mehr hier in Roland Garros, weil er körperlich sehr stark ist. Er hat die Power."

Thiem darauf angesprochen: "Es hat sicher ein bisserl was bewirkt, ich war der Einzige, der ihn letztes und dieses Jahr auf Sand geschlagen hat, aber das war in Rom und Madrid. Er ist da eine Klasse stärker. Da wird morgen ein Traumtag nötig sein, dass ich eine Chance habe."

Trotz der späten Phase des Turniers, der sicher nicht weniger gewordenen Anspannung und des gestiegenen Medieninteresses präsentiert sich der 24-jährige Lichtenwörther wie immer: Überhaupt nicht abgehoben, auskunftsfreudig und nicht einmal den Ansatz von Star-Allüren. In dieser Hinsicht ist Thiem schon jetzt mit ganz großen Namen wie vor allem Roger Federer gleichzustellen.

Während Federer Paris zum zweiten Mal in Folge aus seinem Turnierkalender gestrichen hat, ist Nadal auch mit schon zehn French-Open-Siegen noch genauso motiviert wie beim ersten Mal. Das "Phänomen Nadal" hatte Thiem schon im Paris-Vorfeld intensiv beschrieben: "Es ist eine Kombination von allem. Erstens einmal hat er eine unfassbare Präsenz auf dem Platz vom ersten Ballwechsel an. Du darfst dir keinen einzigen Fehler erlauben, fast in keinem Ballwechsel und du musst immer selber die Kontrolle haben. Sobald er dich hat, lässt er dich nie mehr los, das ist in jedem einzelnen Ballwechsel so. Und das ist das Schwere gegen ihn, selber in die Offensive zu kommen, weil er auf Sand speziell richtig gut retourniert, weil er extrem unangenehm serviert und die einzige Chance gegen ihn besteht halt, die Rollen umzudrehen und selber in der Offensive gegen ihn zu sein."

Thiem, der mit dem Finaleinzug 1,12 Millionen Euro Preisgeld und 1.200 Punkte sicher hat, wird zusätzlich in seiner Box neben seiner Mutter Karin, Freundin Kristina Mladenovic und seinem Betreuerteam am Sonntag weitere Verstärkung erhalten: U.a. fliegen sein Vater Wolfgang und sein Bruder Moritz für das erste Grand-Slam-Endspiel ein.

Sollte Thiem dem Status des gefährlichen Außenseiters gerecht werden und die Sensation schaffen, dann würde sich im ATP-Ranking übrigens nichts ändern: Thiem bleibt auf jeden Fall Siebenter. Allerdings würde er im Race to London, in dem er inklusive der Finalpunkte nun Fünfter wäre, auf den zweiten Platz hinter Nadal, aber vor Alexander Zverev vorstoßen.

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