Keine Wachablösung: Thiem unterliegt im Finale Nadal

Rafael Nadal ESP et Dominic Thiem AUT CELEBRITES Finale Dames Roland Garros 2018 09 06 201
Rafael Nadal ESP et Dominic Thiem AUT CELEBRITES Finale Dames Roland Garros 2018 09 06 201imago/PanoramiC
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Der Niederösterreicher verliert im Finale von Paris gegen den nunmehr elfmaligen French-Open-Sieger Rafael Nadal in drei Sätzen. Thiem zeigte eine couragierte Vorstellung.

Dominic Thiems Erfolgslauf bei den French Open, dem bedeutendsten Sandplatzturnier der Welt, hat Sonntagnachmittag ein Ende gefunden. Der 24-Jährige unterlag dem spanischen Titelverteidiger Rafael Nadal nach 2:42 Stunden Spielzeit mit 4:6, 3:6, 2:6 – für Nadal war es der elfte Coup in Paris und der 17. Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier insgesamt. In der ewigen Bestenliste führt der Schweizer Roger Federer (20).

Dass Thiem in seinem ersten Major-Endspiel vor einer Herkulesaufgabe stehen würde, hatte vorab niemand in Abrede gestellt. Die Tennisszene kennt keine kompliziertere Aufgabe als Rafael Nadal im Stade Roland Garros zu bezwingen, selbst Roger Federer und der „Heilige Rasen“ von Wimbledon verbindet nicht eine solch imposante Erfolgsgeschichte. Die Bilanz des 32-Jährigen in Frankreich ist schlichtweg unglaublich, nach dem Finale standen 86 Siege weiter nur zwei Niederlagen gegenüber. 2009 unterlag Nadal im Achtelfinale dem Schweden Robin Söderling, 2015 verließ er die Anlage nach dem Viertelfinale gegen Novak Djokovic als Verlierer. Nicht zuletzt aufgrund der Statistik galt der Mallorquiner bei Experten wie John McEnroe oder Mats Wilander als Favorit.

Dennoch, Dominic Thiem wurde aus gutem Grund Großes zugetraut. Der Niederösterreicher war der einzige Spieler, der Nadal in den vergangenen 24 Monaten auf Sand bezwingen konnte: 2017 gewann er in Rom, 2018 in Madrid. Das Wissen, den besten Sandplatzspieler aller Zeiten schon geschlagen zu haben, hatte Hoffnungen auf eine Überraschung geweckt.

Unantastbar

Der Vergleich zwischen Nadal und Thiem entwickelte sich in der jüngeren Historie zu einem Klassiker auf roter Asche, in Paris standen die beiden Kontrahenten einander bereits zum zehnten Mal (Bilanz 7:3 für Nadal) gegenüber. Das Finale am Sonntag war das dritte Aufeinandertreffen am Court Philippe Chatrier, doch wie schon in der zweiten Runde 2014 (2:6, 2:6, 3:6) und dem Halbfinale 2017 (3:6, 4:6 0:6) blieb Thiem auch diesmal ohne Satzgewinn.

Der ÖTV-Star hatte trotz des Aufschlagsverlusts zum 0:2 im Grunde gut in dieses Spiel gefunden, nach einem Rebreak und beim Stand von 4:4 gestaltete sich die Begegnung nicht nur auf der Ergebnistafel ausgeglichen. Doch just in der entscheidenden Phase zeigte Thiem Schwächen, acht der letzten neun Punkte im ersten Satz gingen verloren, ein katastrophales Aufschlagspiele bei 4:5 brachte Nadal die 1:0-Satzführung.

Die Quote von nur 45 Prozent ersten Aufschlägen im Auftaktsatz war alarmierend, hatte Thiem im Vorfeld doch noch die Wichtigkeit des Services hervorgehoben. Bei der glatten Niederlage in Monte Carlo zu Beginn der Sandplatzsaison lag Thiems Quote bei 41 Prozent, beim Sieg in Madrid vor wenigen Wochen bei 65 Prozent. Der Lichtenwörther steigerte sich beim Aufschlag zwar mit Fortdauer der Begegnung (57 Prozent), doch um Nadal ernsthaft zu gefährden, fehlte es an der nötigen Konstanz im Spiel des Weltranglistensiebenten.

Immer wieder stellte Thiem sein Können bei einzelnen Schlägen zur Schau, übersteigt die Anzahl der unerzwungenen Fehler (42) aber jene der direkten Gewinschläge (34), so lässt sich ein Grand-Slam-Finale im Grunde nicht gewinnen, erst recht nicht gegen Rafael Nadal in Paris. Ein Muskelkrampf in der linken Schlaghand des Iberers zu Beginn des dritten Satzes erzeugte kurzfristig noch einmal Spannung, stellte sich allerdings nur für wenige Minuten als Problem dar. Der 17. Grand-Slam-Titel rührte Nadal bei der Siegerehrung zu Tränen. „Es ist ein Traum, ich hätte das nie für möglich gehalten“, sagte Nadal, der Thiem prophezeite, „bald einmal hier zu gewinnen.“  Thiem wiederum gratulierte artig: „Elfmaliger French Open-Sieger, das ist einfach unglaublich.“

("Die Presse", Printausgabe 11.06.2018)

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