Am Court Philippe Chatrier gelten immer noch andere Gesetze. Ein Sieg von Dominic Thiem bei den French Open in Paris sollte aber nur aufgeschoben sein.
Im Vorfeld des French-Open-Endspiels hatte es doch einige Faktoren gegeben, die für den großen Coup des Dominic Thiem gesprochen haben. Der 24-Jährige hatte sich im Turnierverlauf konsequent gesteigert, war dank phasenweise fantastischem Spiel und mit nur drei Satzverlusten in das Finale eingezogen. Gegenüber Rafael Nadal hätte der nach dem Spanier wohl fitteste Spieler auf der Tour in einer Fünfsatzschlacht physisch also keinen Nachteil gehabt. Auch die Unaufgeregtheit nach seinen Siegen stimmte zuversichtlich, dass diese Reise mit dem zweiten Einzel-Grand-Slam-Triumph eines Österreichers nach Thomas Muster 1995 enden könnte.
Sonntagnachmittag sollten sich Thiems Hoffnungen im bisher wichtigsten Spiel seiner Karriere letztlich doch jäh zerschlagen. Um Rafael Nadal tatsächlich erstmals auch in einem „Best-of-5“-Match zu bezwingen, fehlte es dem Niederösterreicher an spielerischer Konstanz, an Erfahrung, in manch engen Situation auch an mentaler Stärke, die Nadal wie kaum ein anderer ausstrahlt. Den Spanier auf den Sandplätzen von Madrid, Rom oder Buenos Aires zu besiegen, verlangt große Taten. Auf dem Court Philippe Chatrier in Paris aber gelten immer noch andere Gesetze, diese Erfahrung machte nun auch Dominic Thiem, dessen Zukunft viel Gutes verspricht. Denn auf Sand ist er zweifelsohne in der Pole Position für die Nadal-Nachfolge, auch das haben die vergangenen zwei Wochen gezeigt.
Emails an: christoph.gastinger@diepresse.com
("Die Presse", Printausgabe 11.06.2018)