Donald Trump und Kim Jong-un verhandeln über einen "beständigen Friedenssicherungs-Mechanismus" auf der koreanischen Halbinsel. Experten halten eine komplette atomare Abrüstung für kaum machbar.
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un erwartet sich vom Gipfel mit US-Präsident Donald Trump dauerhafte Sicherheitsgarantien. Bei dem Treffen werde es um einen "permanenten und beständigen Friedenssicherungs-Mechanismus" auf der koreanischen Halbinsel, deren Denuklearisierung und "andere Fragen von beiderseitigem Interesse" gehen, berichteten Staatsmedien in Pjöngjang am Montag.
Kim werde bei dem Gipfeltreffen am morgigen Dienstag in Singapur von Außenminister Ri Yong-ho, Verteidigungsminister No Kwang-chol sowie seiner Schwester Kim Yo-jong begleitet, hieß es in dem Bericht weiter. Die Zusammenkunft von Kim und Trump wird weltweit mit Spannung erwartet. Nachdem sich die beide heftige Verbalgefechte einschließlich Kriegsdrohungen geliefert hatten, wollen sie nun über eine umfassende Lösung im Nordkorea-Konflikt verhandeln.
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Trump hatte vorab betont, dass er nur bei einem vollständigen Verzicht Nordkoreas auf Atomwaffen zu einem Deal bereit ist. Experten bezweifeln, dass Kim darauf einsteigen wird. So hält etwa der US-Politikprofessor und Nordkorea-Experte Bruce Cumings eine komplette atomare Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel für kaum machbar. "Ich glaube nicht, dass irgendeine Führungsfigur in Pjöngjang sich komplett seiner hart erkämpften Fähigkeiten entblößen will", sagte Cumings der Deutschen Presse-Agentur. Frieden im nuklearen Zeitalter bedeute auch gegenseitige Abschreckung.
Atomwissenschaftler auf einsamer Insel?
Eine Restunsicherheit stehen zu lassen, versetze Nordkorea auch in die Lage, einen Plan B zu entwickeln, falls die Vereinbarungen mit den USA platzen sollten, sagte Cumings. Nordkorea habe 15.000 unterirdische Einrichtungen unter dem Siegel der Nationalen Sicherheit. "Die USA haben Atombomber, die können im Mittleren Westen abheben, Nordkorea treffen und zurückkehren, ohne jemals zu landen", sagte Cumings. Mit Atomwaffen bestückte US-U-Boote könnten jederzeit in der Region patrouillieren. Auf der anderen Seite sei es praktisch unmöglich, das Wissen der nordkoreanischen Atomwissenschaftler zu beseitigen. "Soll man sie alle auf eine einsame Insel schicken und ihnen die Telekommunikation verweigern", fragte Cumings rhetorisch.
Cumings, der Leiter der historischen Fakultät an der Universität Chicago war und sich auf moderne koreanische Geschichte und internationale Beziehungen spezialisiert hat, hält es für einen Erfolg, wenn es beim Gipfel in Singapur zu einem ein Moratorium für Tests von Raketen und Atomwaffen käme. "Es wäre noch besser, wenn man es schaffen würde, Nordkorea in den Vertrag über das umfassende Verbot von Atomtests zu bekommen", sagte Cumings. "Aber wir werden nie wissen, ob wir jede einzelne Atombombe erfassen können." Er halte den Begriff Denuklearisierung für falsch.
Hinsichtlich eines künftigen Friedensabkommens mit Nordkorea zeigte sich Cumings optimistisch. "Es könnte sein, dass Trump in der Lage ist, hier einen echten Durchbruch zu erzielen", sagte der Professor. Die USA hätten über Jahrzehnte auf ernsthafte Versuche in diese Richtung verzichtet, weil sie auf einen Kollaps des Systems in Pjöngjang gehofft hätten und eine Anerkennung Nordkoreas hätten verhindern wollten. "Trump hat Recht, wenn er das beschämend nennt."
(APA/AFP/Reuters/dpa/Red.)