Pizzicato

Der Hochzeitsluftballon

Ein Abgesandter aus dem Alpbachtal in der Pampa des Ostens
Ein Abgesandter aus dem Alpbachtal in der Pampa des OstensGreber
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Plötzlich war da die weiße Kugel in der grellgrünen Landschaft unter dem blauen Sonntagvormittagshimmel.

Ich radelte über einen Feldweg im Nordburgenland hart an der Grenze zu NÖ, links Felder mit Frühgerste, 100 Meter voraus eine lange Baumreihe wie eine Riesenmauer, rechts eine nicht weniger lange verwilderte Hecke, gesprenkelt da und dort mit weißschaumigen Holderblüten. In ihr hing ein weißer Luftballon. Eine Schnur daran hatte sich im Gestrüpp verfangen.

An ihr hing ein Zettel. Ich stieg ab und sah nach. „Liebe Grüße an das Brautpaar" stand darauf, zwei Namen (Julia und Josef X.), das Datum der Hochzeit – der Vortag – und die Bitte, dem Paar den Zettel zu schicken. In einen Ort im Alpbachtal. Tirol.

Oh, welch windige Wege der Fügung! Der Ballon war (ich hab's nachgemessen) ziemlich exakt 353 Kilometer unterwegs, in weniger als 24 Stunden. Was für eine Aussicht muss man von ihm aus gehabt haben, wie er über den Alpenhauptkamm oder nördlich oder südlich davon oder wie auch immer gen Osten flog, geschoben und geschupft von den Strömen und Wirbeln des Windes.

Greber

Und dann findet diesen Tiroler Ballon im Burgenland ein gebürtiger Gsiberger, der in lebt und in Wien hackelt. Und der als Student in Innsbruck um 1990 herum ein Mädel aus Alpbach angehimmelt hatte. Ein kleine, süße, burschikose Blonde, dieser Typ mit halblangen blonden Haaren, die mit einer Hornspange zurückgebunden sind.

Und so schloss sich auf diesem Feldweg im Burgenland wieder ein Kreis. (wg)

Reaktionen an: wolfgang.greber@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2018)

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