US-Außenminister Mike Pompeo bot dem nordkoreanischen Diktator Gegenleistung für Denuklearisierung an.
Singapur. Donald Trump reiste mit drei Schlüsselfiguren seines Sicherheitskabinetts nach Singapur: mit John Bolton, seinem Sicherheitsberater, der mit dem Vergleich zum Abrüstungsmodell à la Libyen den Gipfel beinahe zum vorzeitigen Scheitern gebracht hätte; mit John Kelly, dem zunehmend frustrierten Stabschef und Ex-General, den hartnäckig Rücktrittsgerüchte umranken; und mit Außenminister Mike Pompeo, der den Präsidenten – im Gegensatz zu Bolton – darin bestärkt hat, Nordkoreas Diktator Kim Jong-un zu treffen.
Pompeo stellte Kim im Vorfeld des Gipfels bei „vollständiger, überprüfbarer und unumkehrbarer Denuklearisierung“ mehrmals Sicherheitsgarantien in Aussicht. Der Sturz Muammar al-Gaddafis, des libyschen Diktators, acht Jahre nach Preisgabe des Atomprogramms steht der Führung in Pjöngjang als Horrorszenario vor Augen.
Bei Kim hat das Wort Pompeos einigermaßen Gewicht. Zwei Mal ist der Ex-CIA-Chef zur Vorbereitung des Gipfels nach Pjöngjang geflogen – erstmals über Ostern, und beim zweiten Mal überließ ihm der nordkoreanische Machthaber als Goodwill-Signal drei amerikanische Gefangene, die Trump persönlich mitten in der Nacht auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington in Empfang nahm.
„Eine wahre Friedensmission“
Vor dem Trump-Kim-Gipfel gab der US-Außenminister den Ton vor. Er zeigte sich auch namens der Präsidenten betont zuversichtlich und stelle Nordkorea ausländische Investitionen in Aussicht – hauptsächlich aus Südkorea und Japan, wie Trump zuvor durchblicken hatte lassen. Kim Jong-un habe die Gelegenheit, seinem Land Frieden und Wohlstand zu bringen. Die Sanktionen könnten jedoch nur bei einer nachweislichen atomaren Abrüstung gelockert werden.
Währenddessen beriet sich Trump telefonisch noch einmal mit seinen asiatischen Verbündeten, mit Japans Premier Shinzo Abe und Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in, der das Spitzentreffen eingefädelt hatte und am liebsten auch daran teilgenommen hätte. „Das ist wahrlich eine Friedensmission“, sagte Mike Pompeo. (ag./red)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2018)