Nordkorea: Trump kündigt Stopp von Manövern mit Südkorea an

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Bei dem Gipfeltreffen in Singapur haben sich US-Präsident Trump und Machthaber Kim Jong-un auf die Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel verständigt. Im Gegenzug setzen die USA ihre Militärübungen aus. Sie seien "sehr teuer", meint Trump.

Der US-Präsident, in schwarzen Anzug und rote Krawatte gekleidet, und der nordkoreanische Diktator, in seinem typischen Anzug mit Stehkragen, ganz in schwarz, nebeinander sitzend auf einem Schreibtisch im Luxushotel "Capella" auf der Urlaubsinsel Sentosa im Stadtstaat Singapur - ein seltener Anblick. Unter Blitzlichtgewitter und mit goldenen Kugelschreibern unterzeichneten Donald Trump und Kim Jong-un nach ihrem vierstündigen Gipfeltreffen am Dienstag eine Abschlusserklärung. Darin erklärte Kim sein "festes und unerschütterliches Bekenntnis" zu einer umfassenden atomaren Abrüstung auf der koreanische Halbinsel.

Die USA sind im Gegenzug bereit, dem isolierten Staat Sicherheitsgarantien zu gewährleisten. Die USA würden die gemeinsamen Truppenübungen mit Südkorea einstellen, meinte Trump bei einer Pressekonferenz im Anschluss an den Gipfel. Sie seien sehr teuer, da Südkorea nicht genug in den Topf einzahle. Die Sanktionen gegen Nordkorea sollten aber vorerst in Kraft bleiben, sagte Trump. Auch ein Abzug der 28.500 US-Soldaten aus Südkorea sei derzeit noch keine Option. Kim habe mündlich zugesagt, eine Anlage zur Erprobung von Raketenantrieben zu zerstören.

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Ein Zeitplan oder spezifische Schritte wurden in dem eher vagen Dokument nicht erwähnt. Dafür sei bei dem Gipfeltreffen nicht genug Zeit gewesen, verteidigte Trump die Ergebnisse des Gipfels. Washington und Pjöngjang bekundeten in der unterzeichneten Vereinbarung zudem ihren Willen, eine dauerhafte Friedensordnung für Korea zu schaffen: Man wolle auf eine "anhaltende und stabile" Friedenslösung für die Koreanische Halbinsel hinarbeiten. Es wurden aber keine Schritte zur formellen Beendigung des Kriegszustandes auf der Koreanischen Halbinsel vereinbart. Seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 ist bis heute kein Friedensvertrag zwischen den Kriegsparteien beschlossen worden.

Trump lädt Kim nach Washington ein

Bei der gemeinsamen Unterzeichnung lobten die beiden Männer den gemeinsamen Gipfel überschwänglich: Es sei eine Ehre gewesen, mit dem US-Präsidenten zusammenzuarbeiten, meinte Kim. "Die Welt wird einen großen Wandel erleben."

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Trump wiederum erging sich bei der kurzen Pressekonferenz in einem Schwall an Superlativen: "Spitzenklasse", nannte er den Gipfel mit Kim. Er habe eine "besondere" Beziehung zu dem Machthaber aufgebaut. Kim sei ein "sehr talentierter Mann", der sein Land "sehr liebe" und "Sachen anpacken wolle". Er sei sehr stolz darauf, was am Dienstag geschehen sei - und er vertraue Kim, dass er die Versprechungen über die Entnuklearisierung ernst meine. Zugleich zeigte sich Trump zuversichtlich, dass Kim bereit sei, die Menschenrechtslage in seinem Heimatland zu verbessern. "

Der US-Präsident kündigte auch an, die Beziehungen der beiden Staaten auf eine neue Ebene stellen zu wollen. Und das bewies er gleich mit der Einladung Kims ins Weiße Haus nach Washington. Auch er selbst werde nach Pjöngjang reisen. Für den Führer des weitgehend isolierten, stalinistischen Staates bedeutet dies eine große internationale Aufwertung.

Mit ihrer persönlichen Begegnung in Singapur wollten die beiden Männer nach ihrem anfangs angespannten und teils offen feindlichen Verhältnis einen Neuanfang wagen. So verlief das erste Aufeinandertreffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Diktator von Anfang an betont freundlich - inklusive Handshake. Um exakt neun Uhr Ortszeit traten die beiden Männer vor die Kameras: Donald Trump von rechts, Kim Jong-un von links. Sie wirkten dabei ernst und sehr konzentriert.

Der Handschlag des Jahres vor einem roten Teppich und einem Heer von US-amerikanischen und nordkoreanischen Flaggen. 13 Sekunden dauerte das Händeschütteln. Kim, mit seinen mutmaßlich 34 Jahren weniger als halb so alt wie Trump, war zu hören, wie er auf Englisch sagte: "Schön Sie zu treffen, Herr Präsident". Der grinste zurück, griff dem anderen zwei Mal an die Schulter. Das Treffen hat für Nordkorea immensen symbolischen Wert. Es signalisierte, mit der Supermacht USA auf gleicher Augenhöhe zu stehen.

>>> Koreanische Friedensträume: Eine Chronologie des Scheiterns.

Ein weiteres Foto für die Kameras

Nach ihrem historischen Handshake zelebrierten Trump und Kim noch einen weiteren Händedruck in der Bibliothek des Fünf-Stern-Hotels, in die sich die beiden nur mit einem Übersetzer und einer Übersetzerin zu einem persönlichen Gespräch zurückzogen. Ziemlich breitbeinig saßen sie auf ihren Sesseln. Die Zahl der anwesenden Reporter war genau festgelegt: Sieben auf jeder Seite. Für Nordkorea, das auf die allerkleinsten Statusfragen Wert legt, war auch das ein Erfolg.

Jahrzehntelang galt eine derartige Begegnung als undenkbar, doch Trump hatte sich im März überraschend zu einem Gipfel bereit erklärt. Trumps Vorgänger verfolgten stets die Linie, es könne kein Treffen mit einem Herrscher aus Pjöngjang geben, ohne dass dieser zuvor offiziell von seinem Rüstungs- und Atomprogramm ablässt. Die früheren US-Präsidenten scheuten sich überdies, den Machthaber des international isolierten Landes diplomatisch derart aufzuwerten wie es Trump nun tut.

Nach dem Eklat am Wochenende auf dem Gipfel der sieben großen Industrienationen (G-7) in Kanada stand Trump zusätzlich unter Druck, einen Erfolg vorzuweisen. Das Treffen ist schon deswegen heftig umstritten, weil Kim sein Land diktatorisch regiert, massiv gegen Menschenrechte verstößt und nach Schätzungen der US-Regierung 80.000 bis 120.000 Menschen in teils schlimmen Verhältnissen in Arbeitslagern gefangen hält.

>>> Internationale Reaktionen: Lob von vielen Seiten

(maka)

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