Liste Pilz: Bißmann bleibt im Klub

NATIONALRAT SONDERSITZUNG: PILZ / BISSMANN
NATIONALRAT SONDERSITZUNG: PILZ / BISSMANNAPA/ROLAND SCHLAGER
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Peter Pilz wollte die Abgeordnete aus dem Klub werfen lassen. Jetzt darf sie doch bleiben.

Wien. Peter Pilz ist einer, der gerne mit den Ketten rasselt. So auch geschehen, als es um den Ausschluss der rebellischen Parteikollegin Martha Bißmann ging. Bei seiner Comeback-Pressekonferenz hatte er angekündigt, sie aus dem Klub zu werfen. Quasi als Strafe dafür, dass sie das Mandat, das sie von ihm geerbt hatte, nicht  wieder hergeben wollte.

Am Dienstag hätte es bei der Klubsitzung so weit sein sollen – aber wieder einmal kam es bei der Liste Pilz doch anders als geplant. Martha Bißmann wurde nicht hinausgeschmissen – schlussendlich stärkten ihr die Frauen und Sebastian Bohrn-Mena den Rücken. Die junge Abgeordnete hatte schon in den vergangenen Tagen mehrfach betont, bleiben zu wollen, gestand Fehler ein.

Pilz zeigte sich schließlich gnädig und nahm die gereichte Hand an. Das war für ihn imagemäßig wohl auch eine gute Entscheidung. Pilz hatte sein Mandat wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung im Herbst zurückgelegt. Die Innsbrucker Staatsanwaltschaft hat die Untersuchungen eingestellt – obwohl die Opfer die beschriebenen Vorwürfe bestätigt hatten. Aber es hat die Tatbestände damals teilweise noch nicht gegeben, teils waren sie verjährt. Für Pilz war das Grund genug, um in den Nationalrat zurückzukehren. Bei seiner Angelobung verließen  fast alle Frauen den Plenarsaal.

Imagepflege

Einen Tagspäter auch noch eine junge Frau rauszuwerfen, wäre also imagemäßig auch nicht gerade gut angekommen. So kann sich Pilz aber als ein Parteichef präsentieren, der mit seiner Rückkehr Einigkeit herstellen konnte. Außerdem: Mit Bißmanns Rauswurf hätte die Partei nicht nur einen Teil der Klubförderung verloren – sondern wohl auch Sitze in den Ausschüssen, die dann neu verteilt worden wären.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2018)

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