Kolumne "Führungsfehler". Natürlich kann ein Unternehmen nach Belieben Kampagnen schalten. Es sollte sich nur vorher überzeugen, dass sie die Realität abbilden.
Neulich, erzählt eine Leserin, im Bankinstitut ihres Vertrauens. Sie hatte eine Zuschrift bekommen, ein automatischer Aktientausch, sie kannte sich nicht aus. Packte die Zuschrift ein und ging zu ihrer Bank.
Nun muss vorausgeschickt werden, dass sich die Leserin dort schon lange nicht mehr willkommen fühlte. Deshalb erledigt sie sonst alles online.
Sie durchquerte das Automatenfoyer und steuerte auf das Infopult zu. Einen Moment, sagte die dort postierte Angestellte und ging an ihr vorbei, um sich einer Kundin am Automaten zu widmen. Die Leserin wartete. Weiter hinter in der Filiale machte sie einen offenen Auszahlungsschalter aus, doch den brauchte sie für ihr Anliegen nicht. Sonst war niemand zu sehen.
Nach zehn Minuten geduldigem Warten fragte sie die am Automaten plaudernde Angestellte, an wen sie sich wenden dürfe. „E-i-n-e-n M-o-m-e-n-t“, kam es gereizt zurück.
Weitere fünf Minuten später erkundigte sich die Leserin erneut, inzwischen selbst gereizt. Eine der verschlossenen Seitentüren öffnete sich, ein konsternierter Mann trat heraus (der Filialleiter?): Was sie denn wolle?, herrschte er sie an. Eine Auskunft, antwortete sie, froh, endlich beachtet zu werden.
Der Mann seufzte und blickte demonstrativ auf seine Uhr. So funktioniere das nicht, belehrte er sie dann. Sie hätte sich einen Termin mit ihrem persönlichen Betreuer ausmachen müssen. Den kenne ich nicht, antwortete die Leserin. Und dass man ihre Frage statt zu schimpfen längst beantwortet haben können.
Der Mann seufzte noch einmal und ließ sie dann unwirsch in sein Zimmer eintreten. Kein Handschlag, kein Name. Immerhin, er erledigte ihr Anliegen mit wenigen Klicks.
Als die Leserin die Bank verließ, wurden auf der anderen Straßenseite gerade neue Plakate affichiert. Es ging um die überaus zuvorkommende Beratungskompetenz eben dieses Bankinstituts.
Die Leserin brach in schallendes Gelächter aus. Mitten auf der Straße.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler. Wenn Sie einen solchen loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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