Quergeschrieben

Wie es der Republik Venedig gelang, von Klugen regiert zu werden

Ein äußerst kompliziertes Wahlsystem verhinderte sechs Jahrhunderte lang die Bildung von Parteien und den politischen Einfluss von Lobbys und Seilschaften.

Winston Churchill hielt die Demokratie bekanntlich für die am wenigsten schlechte Staatsform. „Das beste Argument gegen die Demokratie“, sagte er einmal, „ist ein fünfminütiges Gespräch mit einem durchschnittlichen Wähler.“ An unseren digitalen Stammtischen geht das schneller, da reichen oft schon zwei Minuten, um zu dieser Einsicht zu gelangen.

Dabei ist der durchschnittliche Wähler durchaus nicht dumm. Wenn er so viel Hirn, wie er für den Kauf eines Autos aufwendet, in eine Parlamentswahl investierte, hätten wir schon eine bessere Welt. Aber beim Auto geht es um sein Eigentum, er allein trägt die Kosten einer falschen Entscheidung. Wenn hingegen die Mehrheit der Wähler eine unfähige Regierung an die Macht bringt, haften alle für den Schaden, auch die, die sie nicht gewählt haben. Zudem steht der minimale Einfluss einer Wählerstimme in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den eine ernsthafte Beschäftigung mit allen relevanten Fragen erfordert. Die Ignoranz des Wählers hat also einen rationalen Kern. In der Folge neigt er zu emotionalen Entscheidungen, die auch schon lange vor der Brandbeschleunigung durch die sozialen Medien ein Problem der Demokratien waren.

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