Verbund im richtigen Fahrwasser

Finanzchef Kollmann und Vorstandsvorsitzender Anzengruber bleiben im Amt.
Finanzchef Kollmann und Vorstandsvorsitzender Anzengruber bleiben im Amt. (c) imago/Eibner (imago stock&people)
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Die Aktie des Energiekonzerns zeigte sich ziemlich unbeeindruckt von der Frage, wer künftig im Vorstand sitzen wird. Für Investoren spielte etwas anderes eine entscheidendere Rolle.

Wien. An der Börse kann es manchmal knallhart zugehen. Als 2015 bekannt wurde, dass Anshu Jain, gefeierter Investmentbanker und Chef der Deutschen Bank, dieser künftig nicht mehr vorstehen wird, zeigten sich die Marktteilnehmer sichtlich erleichtert. Sie hatten die zahlreichen Rechtsstreitigkeiten und das Lavieren bei der Strategie der Deutschen Bank satt. Die Aktie reagierte positiv auf Jains Abgang, die Börsianer setzten all ihre Hoffnungen in den neuen Vorstand John Cryan – der die Erwartungen letztlich auch nicht erfüllte.

Als VW-Chef Martin Winterkorn im Herbst 2015 den Hut nahm, reagierte das Papier des Autokonzerns hingegen kaum. Denn zu dieser Zeit wurde das Unternehmen von einem anderen Thema gebeutelt: dem Dieselskandal. In den Tagen vor Winterkorns Rücktritt war das Papier bereits massiv abgestürzt. Winterkorns Abschied war nur der nächste logische Schritt.

Chefwechsel oder Änderungen im obersten Management wirken sich also höchst unterschiedlich aus. Der Kurs des Verbund zeigte sich jedenfalls ziemlich unbeeindruckt davon, wer künftig im Vorstand sitzen wird. Schon lange war klar, dass bei dem teilstaatlichen Energiekonzern die Verträge aller Vorstände Ende 2018 auslaufen werden. Wer letztlich das Ruder übernehmen würde, war jedoch keine ausgemachte Sache. Wie groß der Vorstand sein wird, ebenfalls nicht. Nur eines war fix: Zwei der vier Herren werden sich in die Pension verabschieden.

Wer ihnen nachfolgen sollte, darüber ließ Aufsichtsratschef Gerhard Roiss die Anteilseigner im Unklaren. Erst seit Mittwoch ist klar, wie es weitergeht: Verbund-Chef Anzengruber wird um zwei Jahre verlängert, Finanzchef Peter Kollmann bleibt ebenfalls. Neu in den Vorstand ziehen Michael Strugl und Achim Kaspar ein. Wenn Börsianer etwas nicht mögen, dann ist es langfristige Unsicherheit. Die Aktie des Verbund hingegen stieg trotzdem.

Heuer bester Wert im ATX

Das mag vielleicht daran liegen, dass Anleger wissen, wie es in teilstaatlichen Betrieben zugeht. 51 Prozent des Verbund gehören der Republik Österreich, 25 Prozent sind in den Händen des Syndikats EVN und Wiener Stadtwerke, bei dem auch die Politik ihre Finger im Spiel hat. Lediglich 20 Prozent der Anteile befinden sich in Streubesitz. Seit Jahresbeginn ist die Verbund-Aktie jedenfalls ziemlich stark gestiegen. Genauer gesagt ist sie mit plus 42 Prozent der beste Wert im ATX. Doch warum?

Zuletzt konnte das Unternehmen dank höherer Wasserstände mehr verdienen. Der Gewinn legte im ersten Quartal um 30 Prozent auf knapp 122 Mio. Euro zu. Auch für das Gesamtjahr strebt der Konzern ein besseres Nettoergebnis an. Die Wasserführung der Flüsse ist allerdings nur ein Aspekt, der dem Verbund in die Hände spielt. Ein anderer fällt da mehr ins Gewicht: „Der Verbund schwimmt im Fahrwasser einer Strompreishausse“, sagt Teresa Schinwald, Analystin der Raiffeisen Centrobank. Der Grund für die gute Performance der Aktie hängt unmittelbar mit dem Anstieg der deutschen Strompreise zusammen. Diese würden von den Preisen für CO2-Emissionszertifikate und von den Kohlepreisen bestimmt, sagt Schinwald. Durch die Verknappung von Zertifikaten haben sich deren Kurse zuletzt verdreifacht, auch die globalen Kohlepreise sind regelrecht explodiert. Weil sich Österreich in einer gemeinsamen Stromzone mit Deutschland befindet, profitiert der Verbund von den dortigen Preissteigerungen. Die Produktionskosten bleiben nämlich gleich, dem Unternehmen „aber mehr Ertrag übrig.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.06.2018)

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