Der Kandidat der kemalistischen CHP könnte in der Stichwahl den erfolgsverwöhnten Präsidenten Erdoğan schlagen. Ince ist der Überraschungskandidat des türkischen Wahlkampfes: Er gibt sich als Versöhner einer tief gespaltenen Nation.
Am Montag vergangener Woche hatte Muharrem Ince einen Auftritt in Diyarbakır, der als ein bemerkenswertes Kapitel Eingang in die türkische Wahlkampfgeschichte finden dürfte. In der Hitze Südostanatoliens, mitten auf dem zentralen Boulevard, benannt nach Mehmet Âkif Ersoy, dem Dichter der türkischen Nationalhymne, rief Ince Tausenden Anhängern zu: „Unseren Kindern werden wir drei Sprachen beibringen. Die türkische Sprache, ihre Muttersprache und eine internationale Sprache.“
Sätze, die wie Balsam für die Seele Diyarbakırs wirken. Jahrzehntelang hat die Kurdenmetropole leidvoll ihren Platz in der Republik gesucht und scheint sie noch immer nicht gefunden zu haben. Kurdisch als Unterrichtsfach: Die Menge war außer sich.