Leere Hallen auf der CeBIT: 2011 soll alles anders werden

Leere Hallen CeBIT 2011
Leere Hallen CeBIT 2011(c) APN (JOERG SARBACH)
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Die größte Computermesse schrumpft und will sich im nächsten Jahr neu erfinden. Kritik kommt von allen Seiten - selbst Umweltschützer haben etwas auszusetzen.

Die weltgrößte Informations- und Telekommunikationstechnikmesse CeBIT hat in diesem Jahr bisher etwas mehr Besucher angezogen als 2009. Dennoch waren die Hallen leerer denn je. Nach einem dramatischen Rückgang der Aussteller vergangenes Jahr, waren es heuer wieder weniger. 2011 will man mit einem komplett neuen Konzept aufwarten und hofft wieder auf einen Aufschwung.

Nächstes Jahr soll der grundlegende Umbau der CeBIT, der vor zwei Jahren angesichts der Talfahrt begonnen worden war, abgeschlossen sein. Vorgesehen sind dann vier Bereiche: "CeBIT Pro" für geschäftliche Anwender, "CeBIT Gov" für die öffentliche Hand, "CeBIT Lab" für Forschungseinrichtungen und Institute und "CeBIT Life" für die Internetwelt und Privatkonsumenten. Verbraucher setzten zunehmend Trends und Themen, sagte Messe-Chef Ernst Raue. Viele Innovationen würden von den Verbrauchern getrieben. Verbands-Präsident August-Wilhelm Scheer sagte, die Branche mache ein Drittel des Umsatzes mit Privatkunden.

Kritik an Konzept

In den vergangenen Jahren hatte die Cebit einen rapiden Besucherschwund erlebt. Zu den Boomzeiten der Branche im Jahr 2000 waren noch eine Dreiviertel Million Menschen nach Hannover gepilgert. Damals führte in Sachen Handys, Computer und Software kein Weg an der Cebit vorbei. Mittlerweile - im 25. Jahr seit ihrer Gründung - wird das allumfassende Konzept der IT-Messe von vielen Unternehmen kritisiert.

Im Tagesschnitt sei heuer die Besucherzahl bis zum Freitagabend im Vergleich zum Vorjahr (insgesamt 400.000) um drei Prozent gestiegen, teilte die Messe am Samstag in Hannover mit. Angesichts des erneuten Wintereinbruchs sei nicht klar, wie viele Besucher zum Cebit-Abschluss am Samstag in die Hallen strömten, sagte ein Sprecher der Messe. Die IT-Ausstellung ist in diesem Jahr um einen auf fünf Tage verkürzt.

Die Ausstellerzahl sank jedoch erneut um drei Prozent auf 4157 Unternehmen. Der Veranstalter zog dennoch ein positives Fazit. "Die Cebit 2010 hat aus Wachstumshoffnungen konkrete Geschäfte gemacht. Die Branche lässt jetzt die Krise hinter sich und startet durch", erklärte der verantwortliche Messe-Manager Ernst Raue.

"CeBIT mit IFA zusammenlegen"

Nicht alle Branchenvertreter stimmten in den Chor der Optimisten ein. "Die Cebit muss sich wandeln - entweder zu einer reinen Geschäftskundenmesse werden oder sich voll auf Konsumenten fokussieren", sagt der Finanzchef des Telekomdienstleisters QSC, Jürgen Hermann. "Ich bin erschrocken, wie leer es in den Hallen ist." Stephan Hotz, Technik-Manager beim Spezialmaschinenbauer Singulus, ergänzt: "Vielleicht sollte man die Cebit mit der IFA zusammenlegen - dann gäbe es eventuell eine Zukunft für die Messe."

Spezialmessen laufen der Cebit den Rang ab. Die CES in Las Vegas hat sich als globale Leitmesse für Handys, Kameras und Fernseher etabliert. In Deutschland pilgern Technikfreunde inzwischen lieber zur IFA in Berlin, wo sie Unmengen von elektronischen Apparaten nach Belieben anfassen und ausprobieren können. In Sachen Mobilfunk findet das wichtigste Branchentreffen in Barcelona statt. Computerspiel-Fans tingeln zur Tokyo Game Show, der E3 nach Los Angeles oder der GamesCon in Köln.

Konzerne, die weiter mit einem großen Auftritt auf der Cebit auf sich aufmerksam machen, sehen das anders. "Wir reiten keinen toten Gaul", sagt Fujitsu-Deutschlandchef Bernd Wagner. Intel-Europa-Chef Christian Morales erklärt: "Es ist eine Messe, die man nicht verpassen kann." Und Microsoft -Deutschlandchef Achim Berg betont: "Es wächst doch alles zusammen - da ist es eine Illusion zu glauben, dass die kleinen Messen das Gesamtspektrum abdecken können."

Kritik der Umweltverbände

In diesem Jahr lautete der Schwerpunkt der CeBIT "Connected Worlds" - mit Hilfe des Internet vernetzte Welten. Weitere große Themen waren das schnelle mobile Internet, IT-Sicherheit und umweltfreundlichere Informationstechnik, "Green IT". Mehrere Umweltverbände kritisierten allerdings zum Abschluss der Messe, "Green IT" friste weiterhin ein Nischendasein. Außerhalb der Ausstellungsfläche auf der CeBIT für "Green-IT-Lösungen" spiele Energieeffizienz kaum eine Rolle. Immer mehr Elektronik in Haushalten und Büros bedeute, dass Stromverbrauch, Energiekosten sowie der CO2-Ausstoß weiter steige.

(Ag. )

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