UN-Menschenrechtskommissar al-Hussein verurteilt den "Missbrauch" von Kindern zur Abschreckung vor Einwanderung in die USA.
Der Menschenrechtskommissar der Vereinten Nationen, Zeid Ra'ad al-Hussein, hat die Trennung von Familien an der Grenze zwischen den USA und Mexiko als "skrupellos" kritisiert. Schon der Gedanke, dass ein Staat versuche, Eltern abzuschrecken, indem er ihre Kinder einem solchen "Missbrauch" aussetze, sei skrupellos, sagte Zeid am Montag bei einer Sitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf.
Zeid sprach unter Berufung auf den Verband der Kinderärzte in den USA von einem "von der Regierung genehmigten Kindesmissbrauch", der "irreparable Schäden" und "lebenslange Konsequenzen" zur Folge haben könne. Er forderte die US-Regierung auf, die "gewaltsame Trennung" der Kinder von ihren Eltern "sofort" zu beenden und die UN-Kinderrechtskonvention zu ratifizieren.
Kritik von Wiesenthal-Zentrum
Das Wiesenthal-Zentrum hat die Trennung der Familien ebenfalls kritisiert. Eltern und Kinder dürften nicht getrennt werden, teilte die Einrichtung am Montag bei Twitter mit. "Es ist keine Frage von einigen Tagen oder Wochen, sondern es könnte sich um Jahre handeln", schrieb das Zentrum. "Dies ist unhaltbar. Letztlich muss das kaputte Immigrationssystem repariert werden."
Das 1977 gegründete Zentrum mit Hauptsitz in Los Angeles ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern bekannt geworden. Es bemüht sich aber auch um die Förderung von Toleranz und kämpft in aller Welt gegen Rassismus, Antisemitismus, Terrorismus und Völkermord.
Umstrittene Praxis an US-Grenze
Die US-Behörden haben im Zuge der rigorosen Einwanderungspolitik von Präsident Donald Trump schon vor Monaten damit begonnen, illegal über die Grenze gelangten Eltern ihre Kinder wegzunehmen und diese in Heimen unterzubringen. Am Freitag hatte die US-Regierung mitgeteilt, dass allein zwischen dem 19. April und dem 31. Mai fast 2000 Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Die Zahl der getrennten Familien ist vor allem seit Anfang Mai stark angestiegen, als Justizminister Jeff Sessions die umstrittene Praxis offiziell angekündigt hatte.
Mit der umstrittenen Praxis setzt die Trump-Regierung ihren harten Kurs gegen Migranten fort. Die illegale Einwanderung, die Trump für Kriminalität und Gewalt in den USA verantwortlich macht, ist ein zentrales Thema seiner Präsidentschaft. Die Familientrennungen sind allerdings auch in Trumps Republikanischer Partei umstritten.
(APA/AFP)