EU-Parlament will Antibiotika wegen wachsender Resistenzen einschränken

Reuters
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Jährlich sterben in der EU 25.000 Menschen durch multiresistente Keime, sagt SPÖ-Abgeordnete Kadenbach. "Wir stehen heute vor dem Scherbenhaufen einer seit Jahrzehnten andauernden Fehlentwicklung."

Das Europaparlament will wegen zunehmender antimikrobieller Resistenzen den Gebrauch von Antibiotika einschränken. "Wir stehen heute vor dem Scherbenhaufen einer seit Jahrzehnten andauernden Fehlentwicklung. Antibiotika werden viel zu häufig und oft ohne dringende medizinische Notwendigkeit eingesetzt", sagte die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach am Mittwoch in Brüssel.

Am heutigen Mittwoch beschließen die Abgeordneten im Gesundheitsausschuss einen EU-Aktionsplan gegen resistente Keime und Bakterien. "Schon heute sterben 25.000 Menschen in der EU jährlich an Infektionen, die auf multiresistente Keime zurückzuführen sind. Wenn wir nicht schnell handeln, werden schon bald grundlegende Routineoperationen wieder ein lebensbedrohliches Risiko darstellen", sagte Kadenbach, die den Bericht erstellt hat.

Der ÖVP-Europaabgeordnete Lukas Mandl erläuterte, weltweit würden sogenannte antimikrobielle Resistenzen jedes Jahr rund 700.000 Menschen das Leben kosten. "Im Jahr 2050 könnten resistente Keime und Bakterien bereits mehr Todesopfer fordern als Krebserkrankungen", sagte Mandl.

"Landwirtschaft in die Pflicht nehmen"

Die EU-Parlamentarier fordern ein Umdenken bei der Behandlung von Infektionen. Sowohl das "oft übereilte Verschreiben von Breitspektrum-Antibiotika" als auch die große Nachfrage seitens der Patienten seien problematisch, sagte Kadenbach. Eine simple Empfehlung zum Händewaschen dürfe nicht unterschätzt werden. Und gegen eine Vielzahl mikrobieller Krankheitserreger stünden effektive Impfstoffe zur Verfügung. "Wir müssen auch den landwirtschaftlichen Bereich in die Pflicht nehmen. Der ausufernde Einsatz von Antibiotika in Tierzucht und -haltung muss der Vergangenheit angehören", verlangte Kadenbach.

Europa müsse eine Vorreiterrolle gegen resistente Keime und Bakterien einnehmen. Forschung, Entwicklung und Innovation bei Diagnostik, Impfung, neuen Medikamenten und dabei insbesondere neuen Antibiotika müsse ein besonders Augenmerk eingeräumt werden", forderte Mandl, der Kadenbach für ihre Arbeit dankte. "Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten soll mehr Kompetenzen erhalten und personell sowie finanziell aufgestockt werden. Die Europäische Kommission soll den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen im Auge behalten und laufend anhand belastbarer Indikatoren bewerten."

(APA)

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