Die AKP hat die Wahll 2018 trotz mäßiger Umfragewerte für sich entschieden. Bei der Wahl 2023 ist dasselbe Szenario eingetreten. Für die Wahlen gilt: Frei, aber nicht fair.
Von vorgezogenen Neuwahlen war immer wieder die Rede, überraschend war jedoch der frühe Zeitpunkt. Statt Ende 2019 hat die Türkei im Juni 2018 einen neuen Präsidenten sowie ein neues Parlament gewählt. Zu dem Zeitpunkt hatte die Regierungspartei durchaus gute Umfragewerte, beispielsweise aufgrund der Militärinterventionen in Syrien und im Irak. Das nationalistische Lager hatte sich im Vorfeld der Wahlankündigung gespalten: Meral Akşener verließ die mit der AKP kooperierende MHP und gründete mit IYI eine neue Partei.
Womöglich hatte die AKP gehofft, dieses schwache Moment im rechten Lager für sich nutzen zu können. Allerdings machte ihr der Erfolg der IYI-Partei einen Strich durch die Rechnung. Akşener hat geschafft, jene enttäuschten MHP-Wähler, die säkular und AKP-kritisch sind, hinter sich zu versammeln. Ihr Wahlkampf war auf den Straßen und in den Medien eindeutig präsenter als der Wahlkampf des ultranationalistischen MHP-Vorsitzenden Devlet Bahçeli.