Macht Rosenkranz nicht zum Idol

Die blaue Präsidentschaftskandidatin profitiert am meisten von der weit überzogenen Kritik an ihr.

So produziert man Sieger: Barbara Rosenkranz, eine biedere niederösterreichische Landesrätin, die sich auf die große Bühne der Bundespräsidentenwahl vorgewagt hat, wird seit Tagen zur großen Gefahr für das demokratische System hochstilisiert. Jetzt fehlt nicht mehr viel, um einen Wahlkampf in Waldheim-Manier vom Zaun zu brechen.

Eine nüchterne Betrachtung wäre angebracht: Rosenkranz ist zweifellos im nationalen Milieu daheim, in ihrem privaten Umfeld streift sie am extrem rechten Rand an. Aber: Im Gegensatz zu anderen in ihrer Partei hat sie selbst nie die Grenze zu Rechtsextremismus und Neonazismus überschritten. Das gilt auch für ihre umstrittenen Äußerungen: Dass auch Meinungsäußerungen vom Verbotsgesetz erfasst und mit Strafe belegt sind, wird nicht nur vom nationalen Lager kritisiert. Eine Diskussion darüber muss erlaubt sein. Und dass sie erst spät klare Worte zum Nationalsozialismus gefunden hat und davor lieber über das „in der Schule gelernte Wissen“ gefaselt hat, macht sie nicht zur Frontfrau des Neonazismus.

Der Hype, den die Rosenkranz-Kritiker jetzt inszenieren, hilft nur einer: der umstrittenen blauen Kandidatin. Und den Grünen und Orangen, die sich da besonders hervortun, sei gesagt: Am wirkungsvollsten wäre, ihr nicht allein das Feld zu überlassen. Noch ist Zeit, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.


martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2010)

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