Auch Privat-TV hat einen Mehrwert!

Natürlich kann man die Sache gleich wieder schlechtreden, wie es der Public-Value-Beauftragte des ORF, Klaus Unterberger, in einem öffentlich-rechtlichen Reflex tat: Er bezweifle, „wie plausibel solche Behauptungen sind“. Man müsste schauen, ob stimmt, was in einem wissenschaftlichen Beitrag zum Thema Public Value in der neuesten Broschüre der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH steht, die Montag präsentiert wurde. Nämlich, so Autorin Julia Wippersberg zusammenfassend: „Alle Rundfunkveranstalter sind in der Lage, Public Value zu generieren.“ (Also: Nicht nur der ORF!) „Privater Rundfunk schafft wünschenswerte, gesellschaftlich wertvolle Werte.“ Nicht jeder Sender, nicht jedes Programm. Aber auch. Das gaben die befragten Privatsender in einer 2009 durchgeführten Online-Umfrage an.


Egal, wie ein Aufrechnen von Public-Value-Inhalten versus Förderungen, die ein Sender kriegt, ausgeht – dass auch die Privaten Inhalte von öffentlichem Interesse produzieren (und ein Wirtschaftsfaktor sind), sollte unumstritten sein.

Die Privatradios, die sich an der Studie beteiligten, sagen, zu 39 Prozent selbst produziertes Programm zu senden, 62,5 Prozent bringen Nachrichten, knapp 60 Prozent Morgenshows. Zwei Drittel der nationalen Privat-TV-Sender senden selbstproduzierte Dokumentationen, Nachrichten, Reportagen, die Hälfte politische Diskussionssendungen. Freilich sind das deren eigene Angaben. Und es steht jedem frei, sie anzuzweifeln. Aber wenn man schon auf die Sendeminute genau nachrechnet, dann wollen wir bitte auch sekundengenau wissen, wie hoch der Anteil public-value-trächtiger Formate am ORF-Programm genau ist. Im ORF1, das wissen wir aus einer früheren RTR-Studie, vermutlich gering: der Anteil von Nachrichten, Dokus, Talk am Programm ist mit 2,9 Prozent der Sendezeit geringer als bei den Privaten. Dem steht gegenüber, dass der ORF über 500 Millionen Euro an Gebühren bekommt, während die heimischen Privatsender zusammen nur zehn Millionen Euro Förderung lukrieren. Ja, bitte: nachrechnen!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2010)

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