"Profil": BND überwachte Firma von Hannes Androsch

Archivbild von Hannes Androsch, der von 1970 bis 1981 österreichischer Finanzminister war.
Archivbild von Hannes Androsch, der von 1970 bis 1981 österreichischer Finanzminister war.Die Presse/Clemens Fabry
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Der Bundesnachrichtendienst überwachte auch Universitäten und Professoren sowie das Unternehmen von Hannes Androsch, der die Nachricht mit Humor nimmt.

Erstmals gibt es detailliertere Informationen zur Spionage-Affäre des deutschen Bundesnachrichtendienstes in Österreich. Wie das "Profil" online und der "Standard" berichten, wurden Unternehmen, Ministerien, Universitäten, Botschaften und internationale Organisationen dabei systematisch überwacht. Die den beiden Medien "Selektoren"-Datei des BND zeige auch, dass ab Dezember 2000 ein früherer Fax-Anschluss von Hannes Androschs Firma überwacht wurde, die Wiener Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft AIC. "Abgehört wurde ich schon von der DDR, vom tschechoslowakischen Geheimdienst und von der eigenen Staatssicherheit. Da kann ich über diese Nachricht nur noch schmunzeln", sagte Androsch laut Vorab-Meldung der beiden Medien. "Ein freundschaftlicher Akt ist das natürlich nicht."

Laut "provil online" spähte der BND auch Anschlüsse von Universitäts-Standorten in Wien, Graz, Salzburg, Leoben und Krems aus, dazu auch das Internationale Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg. Vereinzelt sollen auch die E-Mail-Adressen von Professoren im System erfasst gewesen sein. An der TU Graz waren zwei Professoren betroffen, ein weiterer an der damaligen medizinischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität (nunmehr Med Uni Graz).

Wie lange Androschs Telefax – und andere Ziele – ausgespäht wurden, geht aus den Dateien nicht hervor. Es seien nur die Zeitpunkte in den Dateien zu lesen, an denen die sogenannten Selektoren aktiviert wurden.

Der deutsche Bundesnachrichtendienst soll zwischen 1999 und 2006 rund 2000 Telefone und Faxe in Österreich ausspioniert haben, neben Regierungsstellen auch Vertreter der Zivilgesellschaft, Unternehmen sowie die in Wien ansässigen internationalen Organisationen. Entsprechende Berichte gab es schon vor vier Jahren, doch sagt die österreichische Regierung, dass die damals eingeleiteten Ermittlungen wegen mangelnder Kooperation Deutschlands im Sand verlaufen seien. Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) haben wegen des nun bekannt gewordenen Ausmaßes der Spionageaktionen "volle Aufklärung" von Deutschland verlangt. Die deutsche Bundesregierung distanzierte sich von den kolportierten Aktionen, ohne in der Sache Stellung zu beziehen.

>> Zum Arikel auf "profil-online"

(Red.)

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