Der neue Kika/Leiner-Eigentümer Signa hat große Pläne. In die Mariahilfer Straße könnte ein Luxuskaufhaus einziehen. 6000 Signa-Wohnungen sollen mit Leiner-Möbeln ausgestattet werden.
Wien. Kaum war in der Nacht auf Freitag die Tinte unter dem Kaufvertrag trocken und Signa offiziell neuer Eigentümer des zweitgrößten österreichischen Möbelhauses Kika/Leiner, wurden die ersten Umbaupläne bekannt. Wie die „Presse“ erfuhr, könnte ein lange gehegter Wunsch von Signa-Eigentümer René Benko in Erfüllung gehen. Der Tiroler Immobilien-Investor ist ja in Deutschland groß im Handelsgeschäft. Dort betreibt Signa die Karstadt-Gruppe mit ihren KaDeWe-Luxuskaufhäusern. Seit Jahren will Signa die Luxusmarke auch in andere Länder exportieren. Laut Informationen dieser Zeitung könnte die Leiner-Filiale in der Wiener Mariahilfer Straße schon bald zum ersten KaDeWe außerhalb Deutschlands umgebaut werden. Der Plan entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie: Wohnt doch der frühere Kika/Leiner-Eigentümer Herbert Koch im Dachgeschoss des Hauses. Er genießt ein lebenslanges Wohnrecht.
Ansonsten nimmt der Kauf seinen Lauf. Gestern, Freitag, wurde die Übernahme bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet. Ein Formalakt, der aber einige Wochen dauert. Bis dahin kann Signa offiziell noch keine Sanierungs- oder Umstrukturierungspläne bekannt geben.
Lieferanten bekommen 50 Mio. Euro
Aus dem ursprünglichen Kaufpreis von 450 Millionen Euro sind in der offiziellen Aussendung der Steinhoff-Gruppe 490 Millionen Euro geworden. Zudem hat Signa mittlerweile auch Kapital zugeschossen. So bekommen all jene Lieferanten, die insgesamt auf knapp 50 Millionen Euro warten, nun das Geld überwiesen. Am Freitag fand sich auch ein neuer Kreditversicherer. Der abrupte Ausstieg des Kreditversicherers Euler Hermes hatte die Krise bei Kika/Leiner – und letztendlich den Notverkauf – angestoßen. Nueuerdings sind die betroffenen 800 Lieferanten laut Kika/Leiner-Chef wieder abgesichert. Euro delkredere konnte als neuer Warenkreditversicherer gewonnen werden, die entsprechenden Verträge wurden unterzeichnet, verlautete Kika/Leiner am Montag. Die sieben Millionen Euro Schulden beim Fiskus sind noch gestundet und werden erst im Juli fällig.
Bis 15. August könnte Signa aber noch vom Kauf der Immobilien zurücktreten. Sollten wirklich hohe Risken in den Grundbüchern schlummern, die die Armee an Wirtschaftsprüfern in den vergangenen zwei Wochen übersehen hat, ändere das dennoch nichts für Kika/Leiner, betont Rechtsanwalt Markus Fellner, der Steinhoff in Europa vertritt. „In dem Fall würde Benko in langfristige Mietverträge für acht bis zehn Jahre einsteigen.“ Eine Vertragsauflösung sei aber sowieso eine rein theoretische Option, betonen Verhandler. Der Deal sei fix.
So fix, dass man bei Signa bereits laut über „Kombinationen“ nachdenkt, wie die „Presse“ am Freitag aus dem Umfeld der Verhandler erfuhr. So wird etwa darauf verwiesen, dass Signa in den nächsten Jahren 6000 Wohnungen in Wien errichten wird. Mietwohnungen müsse man bekanntlich mit Küchen ausstatten. Und diese werden wohl von Kika/Leiner kommen. Auch Signa-Musterwohnungen sollen von Kika/Leiner ausgestattet werden.
Es ist noch Platz für Hotels in Osteuropa
Bei Signa betont man indes zudem, dass man auch am Osteuropageschäft von Kika festhalten werde. Das schreibt – im Gegensatz zu den 46 Kika/Leiner-Standorten in Österreich – Gewinne. Der Möbelhändler habe sehr interessante Immobilien in osteuropäischen Hauptstädten. Die 22 Kika-Filialen seien allerdings im Schnitt doppelt so groß wie jene in Österreich. Deshalb werde überlegt, diese Standorte zusätzlich zu nutzen. Es könnten etwa Hotels errichtet werden.
In den kommenden Wochenwerde nun mit dem Kika/Leiner-Management ein Sanierungsplan ausgearbeitet. Kika/Leiner-Chef Gunnar George rechnet im Gespräch mit der „Presse“ damit, dass man die Restrukturierungsgespräche frühestens in drei, vier Wochen angeht. „Wir werden uns mit Signa zusammensetzen. Die haben sicher auch die eine oder andere Idee.“ Dass Kika und Leiner am umkämpften österreichischen Markt stärker werden müssen, sei allen klar. Alle Filialen – vier von 50 fielen bereits im Jänner dem Sparstift zum Opfer – stehen nochmals auf dem Prüfstand.
Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl gibt sich keinen Illusionen hin –es dürften unter der neuen Führung noch Einschnitte auf das Personal zukommen.
Und Gunnar George selbst? Der bleibt sehr vage, was seine eigene Zukunft unter Benko betrifft. „Ich habe ein laufendes Anstellungsverhältnis mit dem Unternehmen. Man wird mit dem zukünftigen Eigentümer eine Lösung finden.“ Nachsatz: „Ich habe dafür gekämpft, dass 5000 Arbeitsplätze in Österreich erhalten bleiben und bin nicht gegangen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2018)