Die Gewerkschaft macht gegen die Arbeitszeit-Flexibilisierung mobil. Aber hat der ÖGB überhaupt noch die Organisationskraft, um die Regierungspläne ernsthaft gefährden zu können?
Wien. Nächste Woche geht es los: Mit Betriebsräte-Konferenzen, Betriebsversammlungen und einer Großdemonstration kommenden Samstag in Wien macht der Gewerkschaftsbund gegen den Zwölf-Stunden-Tag mobil. Auch nach einer Beschlussfassung des Gesetzes am 5. Juli sollen die Aktionen weitergehen: Für Herbst wurden besonders harte Lohnverhandlungen angekündigt. Und unausgesprochener Weise steht die schärfste Waffe im Raum, die eine Gewerkschaft zur Verfügung hat: ein Streik. Aber lässt sich der Gewerkschaftsslogan „Alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm es will“ heute noch umsetzen?
Der ÖGB hat das in seiner Geschichte noch nicht oft probiert. Die Gewerkschaft sucht ihre Erfolge in sozialpartnerschaftlichen Verhandlungen. Nennenswerte Streiks gab es bis Mitte der 1960er-Jahre – und danach nur noch ein einziges Mal: 2003 gegen die Pläne der damaligen schwarz-blauen Regierung zu Reformen bei den Pensionen und bei den Eisenbahnern.