Porträt

Mit Woody auf den Steilhang

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Von der Nische zum Weltmarktführer: In Preitenegg im Kärntner Lavanttal stellt Markus Konrad Holzerntemaschinen her. Diese können, was sonst keine kann.

Woody war der erste. Der erste Einfall von Josef Konrad, 1990 war das. Er schmiss seinen Job als Techniker im lokalen Sägewerk im Kärntner Lavanttal hin und machte sich selbstständig. Mit Woody gründete er die Konrad Forsttechnik.

Woody gibt es immer noch. Er ist ein sogenanntes Harvester-Aggregat, ein mächtiger Greifer, der zentnerschwere Stämme auf Lastwagen lädt oder für den Seilbahntransport vorbereitet. Er sieht heute nicht mehr aus wie 1990, ist moderner, trendiger und natürlich technisch auf dem Stand der Zeit. Aber es ist immer noch Woody.

Auf Woody folgten der rollende Rad-Harvester Highlander oder der Berg-Harvester Mounty. Außer griffigen Namen haben sie eines gemeinsam: Sie sind Holzerntemaschinen für extreme Steilhänge und schwieriges Gelände. Das ist ihr Alleinstellungsmerkmal, mit dem es Konrad Forsttechnik zum Weltmarktführer brachte.

Die schweren ferngesteuerten Maschinen gehen heute in die ganze Welt, von Chile bis Australien oder Japan. Ob Buche, Eukalyptus oder Japanische Zeder: Wald auf steilem Gelände gibt es überall.

Generationenwechsel

2011 übernahm Sohn Markus (36) das Unternehmen. Er wuchs von Kind an die Firma hinein, besuchte die HTL und half schon als 15-Jähriger samstags beim Vater aus („Das war ein gutes Taschengeld, das hatten die anderen nicht“). Der Vater schleppte ihn auf jede Holzmesse mit. Bald wusste der Junior alles über Holz, ohne dass es ihm überhaupt bewusst war: „Ich bin ja damit groß geworden.“

Hätte er eine Alternative gehabt? „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich etwas anderes machen können. Aber ich wollte nicht.“ Sein Bruder wollte: Er entschied sich für einen anderen Berufsweg.

Für Markus Konrad war es nicht immer leicht, der Sohn des Gründers zu sein: „Natürlich haben mein Vater und ich früher manchmal gestritten. Aber eine Stunde später war das wieder vergessen.“ Freunde in ähnlichen Vater-Sohn-Konstellationen hatten da mehr Probleme. Die Konrads gingen „respektvoll und professionell“ miteinander um. Darauf ist Markus Konrad stolz: „Jeder hatte seine Meinung und respektierte die des anderen. Wir haben das sachlich abgearbeitet.“

Der Vater ließ dem Sohn auch genug Raum für Ideen: „Er hat immer gesagt: ,Ich muss nicht alle Fehler selbst machen. Ich muss den anderen auch eine Chance dazu geben.‘“

Trotzdem: Vater und Sohn sind unterschiedliche Typen. Der Vater ein Vollbluttechniker, dem das Wirtschaftliche sekundär war. Der Sohn auch technikverliebt, aber mit starkem Zug zur Wirtschaft. Berufsbegleitend studierte er Wirtschaftsingenieurwesen. Das Strategische macht ihm Spaß: „Ich darf nicht nur schauen, dass das Werk heute läuft. Sondern muss schauen, dass es in zehn, zwanzig Jahren auch noch läuft.“ Jetzt hat er sich warmgeredet, erzählt von den siebenjährigen Produktionszyklen von der Entwicklung eines Gerätes bis zu seinem Relaunch – „sieben Jahre sind sehr kurz“. Fünf bis sechs Prozent der zuletzt 30 Millionen Euro Umsatz steckt er in F&E. Ist ein Gerät entwickelt, vergibt er die Komponentenherstellung, baut die Teile nur mehr zusammen und programmiert sie. 250 Maschinen schafft das Werk pro Jahr, zwei Drittel gehen in den Export. Sie sind als ein Baukastensystem konzipiert, das sich je nach Kundenwunsch assemblieren lässt.

Nachwuchsprobleme? – Keine

108 Mitarbeiter arbeiten im Werk in Preitenegg im Lavanttal, 20 davon Lehrlinge. Selbst ausbilden ist ein Muss, weil Baumaschinentechniker und Hydrauliker vor Ort nicht zu finden sind.

Nein, sagt Konrad, er habe kein Problem, Nachwuchs zu finden. Sein Produkt könne man angreifen, es schaue cool aus, das mögen die jungen Burschen. Er lässt es sie ausprobieren, vieles selbst machen, worüber „andere Firmen nur so staunten“. Sie stünden auch einmal an der CNC-Fräse, dürften auch selbst mit den Geräten fahren. „Das gefällt den Jungen.“

Eine Vision hat Konrad natürlich auch: die physisch anstrengende und gefährliche Holzernte am Steilhang eines Tages vollautomatisch aus der Ferne zu steuern. Er arbeitet daran.

ZUR PERSON

2011 übernahm Markus Konrad (36) von seinem Vater den von diesem 1990 gegründeten Herstellungsbetrieb für Holzerntemaschinen. In ihrem speziellen Segment sind sie Weltmarktführer: Sie befahren auch extrem steile Hänge, auf denen andere Fahrzeuge kippen würden. Konrad, der seine Liebe zur Technik mit jener zu Wirtschaft und Strategie verbindet, produziert heute zu zwei Drittel für den Export. Fünf bis sechs Prozent des Jahresumsatzes von 30 Millionen Euro stecket er in F&E.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2018)

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