Eva Rubin: Zugereist und angekommen

Rubin Zugereist angekommen
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Die Architektin Eva Rubin sieht sich selbst als Untergrundkämpferin. Im Gespräch über Frustration in Kärnten, den Vater als Vorbild und die Vorteile von Mundpropaganda.

TIPP

Auch wenn ihre mediale Präsenz marginal und die Anzahl der über die Jahrzehnte realisierten Bauten überschaubar ist, repräsentiert das Werk von Eva Rubin eine der interessantesten Positionen in Kärnten. Sie ist ein wacher und kritischer Geist – Architekturmoden ohne Inhalt gegenüber ebenso wie einer Politik ohne Moral und Charakter. Eigenschaften also, die nicht dazu angetan sind, sich zwischen Tauern und Karawanken besonders beliebt zu machen. Wahrscheinlich nicht deshalb, sondern trotzdem hat sie nun den Kärntner Würdigungspreis für Architektur erhalten.

Kam der Preis überraschend?


Ja, ich war wirklich überrascht, nachdem ich mich hier schon gute 20 Jahre als „Untergrundkämpferin“ erlebe. Die Würdigung durch die geschätzten Kollegen, die mich „unverdächtig“ in der Zeit des Lobbyismus aus der Versenkung geholt haben, lässt in mir als Zugereister ein bis dato unbekanntes Gefühl von Angekommensein entstehen.

Was hat Sie daran gereizt, sich in Kärnten niederzulassen? 


Ich bin aufs Land gegangen, um im kleinen Maßstab ein Lebensmodell zu gestalten, das den kritischen Umgang mit den Entwicklungen der Zeit ermöglicht. Es hat mir geholfen, eine für mich neue, praktische Perspektive auf elementare Lebensfragen zu erhalten, die mir auch bei meiner späteren Berufsausübung sehr hilfreich war.

Frustrationen inkludiert, oder?

Frustrierend war nicht die Härte der Umstände, sondern die Ignoranz der Menschen gegenüber unseren Bemühungen zur Veränderung. Damals diskutierte Themen, wie Umgang mit den Ressourcen oder Fragen der Bildungs- und Frauenpolitik, sind erst heute gesellschaftsfähig geworden.

Sie haben bei Ihrem Vater Roland Rainer gearbeitet, bei Van den Broek en Bakema in Rotterdam und Ottokar Uhl. Wurden Sie von ihnen geprägt?

Gerade der Kontakt mit diesen Persönlichkeiten und ihren durch Erfahrung und Wissen überzeugenden Haltungen haben bei mir den Wunsch und die Frage nach dem eigenen Weg entstehen lassen – wobei die Stimmung der 68er natürlich ihren Beitrag dazu geleistet hat!

Oft ist man von Gebäuden enttäuscht, obwohl man tolle Fotos davon gesehen hat. Bei Ihnen ist es mir immer umgekehrt ergangen – das Gebaute war stets überzeugender als die Fotos. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Ich verstehe das als Kompliment. Es geht mir darum, wie sich das Innen und Außen über Schwellen begegnen und der Ort durch Besonnung, Ausblick oder Geländeforma-
tionen wirksam wird. Mich interessieren das Mate-
rial, seine Haptik und das spannende Thema Propor-
tion mehr als formalästhetische Überlegungen. Bei dieser Entwurfsmethode entsteht die Form von selbst, ohne Anspruch auf Wirkung in einer Hochglanzbroschüre.

Sie haben auch keine Website. Marketing ist Ihnen offensichtlich nicht wichtig.

Ich hätte schon gern eine Website, aber es fehlt mir – das haben Sie ja gerade ausgesprochen – das fotogene Material dafür. Meine „Vermarktung“ müsste über Führungen geschehen, nur mit dem Erleben vor Ort kann ich meine Architektur verständlich machen – und über Mundpropaganda durch zufriedene Nutzer!

Muss Architektur repräsentativ sein?


Müssen nicht, aber es kann durchaus angebracht sein. Ich denke an ein Musikzentrum (in Knappenberg, Anm. d. Red.), das ich gerade geplant habe, bei dem für mich eine Kernfrage die Proportion des Veranstaltungssaales war: repräsentative Großzügigkeit, aber ohne Pathos und falsche Autorität.

Wegeführungen durch Ihre Bauten und Siedlungen scheinen Ihnen ebenso wichtig zu sein wie die einzelnen Räume.

Nachdem für mich ein Gebäude ohne seinen Umraum nicht denkbar ist, ergibt sich daraus die Konsequenz der Gestaltung des „äußeren Grundrisses“. Die Überlegungen von Weg und Platz, Bewegung und Ruhe sind für mich dieselben wie für den „inneren Grundriss“.

Welche Rolle spielt das Licht?

Es ist für mich das wichtigste Gestaltungsmedium, seine atmosphärischen und klimatischen Eigenschaften im
Tages- und Jahreslauf sind ein starkes Motiv für die Organisation der Grundrisse.

Die spannendsten Seiten am heutigen Kärntner Architekturgeschehen?

Nachdem das Baugeschehen eines Landes von seinen
finanziellen Möglichkeiten abhängt – und die von Kärnten sind ja bekannt –, wird es allgemein sehr „spannend“ werden, ob etwas geschieht.

Ausstellung Von 9. 4. bis 5. 5. "architektur antwortet – im Werk von Eva Rubin" Ausstellung in der Fachhochschule Kärnten, Spittal/Drau, zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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