Der zuständige Minister sagt, Spanien wolle nicht "maritime Rettungsorganisation für ganz Europa" werden. Die neue Linksregierung sowie einige Stadtverwaltungen dürften mit humanitären Gesten eine neue Sogwirkung auf Migranten aktiviert haben.
Spanien will das unter holländischer Flagge fahrende Rettungsschiff "Lifeline" der deutschen NGO "Mission Lifeline" mit rund 230 Zuwanderungswilligen an Bord derzeit nicht in einem seiner Häfen anlanden lassen. Zwar wolle das Land ein "humanitäres Gesicht zeigen", wie jüngst durch die Aufnahme der Migranten auf dem Rettungsschiff "Aquarius" in Valencia, sagte der Minister für öffentliche Arbeiten, José Luis Abalos, am Montag in einem Interview mit dem spanischen Radiosender "Cadena Ser". "Aber es ist eine andere Sache, jetzt zur maritimen Rettungsorganisation für ganz Europa zu werden", betonte der Politiker, der für die Häfen in Spanien verantwortlich ist.
Die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, hatte am Sonntag angeboten, als "sicherer Hafen" für Flüchtlinge auf der Lifeline zu dienen. "Ja, wir haben Häfen, Barcelona, Valencia, Palma. Aber Spanien kann diese Verantwortung nicht alleine übernehmen", sagte Abalos dazu.
Die "Lifeline" - ein Schiff der Dresdner Hilfsorganisation Mission Lifeline, das 1968 in Schottland als Trawler "Clupea" für die Fischerei gebaut und 2016 über Umwege von der NGO erworben worden war, hatte die Menschen, die von Libyen bewusst mit seeuntauglichen Booten abgelegt hatten, am Donnerstag aus dem Wasser geholt. Jedoch hat sich bisher kein Land bereit erklärt, dem Schiff einen Hafen zu öffnen. Es liegt derzeit in der Nähe von Malta. Am Sonntag waren erneut mehr als 1000 Migranten in mehreren Booten vor der libyschen Küste entdeckt worden.
Schwächung der Grenzsperren angedeutet
Die neue sozialistische Regierung Spaniens hatte bereits Mitte Juni rund 630 Bootsflüchtlinge der erwähnten Aquarius nach tagelanger Irrfahrt im Hafen von Valencia anlanden lassen, nachdem Italiens neue europakritische Regierung diese abgewiesen hatte. Zudem hieß es, die Regierung wolle die Grenzbefestigungen der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla an der Küste Marokkos entschärfen - das solle primär den Abbau der Stacheldrahtverhaue betreffen.
Kurz darauf schon machten sich viele kleine Boote mit Migranten von Marokko nach Spanien auf. Beobachter geben zu bedenken, dass nun Spanien mit einer Abkehr vom bisher recht rigiden Grenzschutz eine neue Sogwirkung auf Wirtschaftsmigranten aktiviert habe, die letztlich auch zu einer Weiterwanderung nach Deutschland führen dürfte.
(DPA/red.)