Minderheitenpolitik: Erst konservativ, dann liberal – und nun bald aufgelöst

Der Rat der Kärntner Slowenen sieht sich zur Aufgabe gezwungen.

Klagenfurt (oli). Jahrzehnte war er der „schwarze“ Slowenenverband, katholisch und konservativ, aber moderater als die linke Konkurrenz vom sozialistischen Zentralverband. In den vergangenen Jahren wandelte sich das Bild: Der Rat der Kärntner Slowenen trat radikaler auf. Während der Zentralverband bei der Konsensgruppe mittat, verweigerte sich der Rat und beharrte auf einer höheren Anzahl an Ortstafeln als in der Kompromissvariante vorgesehen. Politisch wendeten sich führende Vertreter des Rats dem Liberalen Forum zu. Vize-Obmann Rudi Vouk war Kärntner LIF-Spitzenkandidat bei der Nationalratswahl 2008. Rat-Generalsekretärin Angelika Mlinar ist seit dem Vorjahr LIF-Chefin.

Nun erwägt der Rat die Selbstauflösung. Einerseits, da die Regierung in Laibach, genauer gesagt das Amt für Slowenen im Grenzgebiet und in der Welt, die Subventionen um die Hälfte kürzen will. Bisher war der Rat zu zwei Drittel aus dieser Quelle finanziert worden. Andererseits auch „aus demokratiepolitischen Gründen“, wie Angelika Mlinar erklärt. Denn der langjährige Wunsch des Rats nach einem demokratischen legitimierten Volksgruppenparlament, sprich einer Art Kammer, finde weder in Klagenfurt noch Laibach entsprechendes Gehör. Insgeheim hofft Mlinar allerdings noch, dass „der drastische Schritt“ vielleicht doch einen Umdenkprozess hervorruft.

Marjan Sturm vom Zentralvervand ortet ein Ablenkungsmanöver des Rats: „Da wird sicher etwas anderes herauskommen als die Selbstauflösung.“ Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfer zeigte sich „erfreut“: Ohne die „Krawallmacher“ Karel Smolle (Obmann des Rats) und Rudi Vouk würden Entscheidungen in der Volksgruppenpolitik künftig leichter fallen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2010)

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