Börse: Wildes Zocken mit einer Konkursaktie

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Washington Mutual - seit September 2008 in Konkurs - macht derzeit Anleger hysterisch. Nach irren Kursanstiegen droht der Aktie freilich der Totalabsturz. Die Käufer haben offenbar eine hohe Risikoschwelle.

Wien (ju). Eine Aktie, die seit Jahresbeginn mehr als 500 Prozent zugelegt hat und trotzdem täglich um weitere 30 bis 40 Prozent hochspringt – gibt es so etwas? Und wenn es sich dabei um den Anteilsschein eines Unternehmens handelt, das seit September 2008 in Konkurs ist – sind die Anleger, die da so beherzt zugreifen, noch zu retten?

Die Fragen sind relativ leicht zu beantworten: Es handelt sich um Papiere der ehemaligen US-Großsparkasse Washington Mutual (für Hardcore-Zocker, die das bisher versäumt haben: ISIN US9393221034). Und die Käufer haben offenbar eine hohe Risikoschwelle und lieben die Spekulation.

Die Großsparkasse schlitterte 2008 in den Konkurs, nach der Zerschlagung übernahm die US-Investmentbank JPMorgan den Kern der Sparkasse (unter anderem vier Mrd. Dollar an Einlagen) um 1,9 Mrd. Euro. Das sei viel zu wenig, befanden damalige Aktionäre. Bis kommenden Freitag muss eine Einigung stehen. Diese, so schätzen Experten, könnte den Wert des Konkurspapiers auf fünf bis 7,5 Dollar hochtreiben.

Kein Wunder, dass an den Börsen – speziell in New York und Frankfurt – eine regelrechte Zockerhysterie eingesetzt hat: In den vergangenen Tagen wechselten im Schnitt allein in New York bis zu 60 Millionen Aktien den Besitzer. In Frankfurt nicht viel weniger.

Sollte die Einigung zustande kommen, dann hätten die Frühstarter, die schon im Jänner bei 15 Cent zugeschlagen haben, binnen zweier Monate aus 15.000 Dollar 500.000 bis 750.000 „Bucks“ (vor Steuern) „gemacht“. Wenn nicht – tja, dann ist das eingesetzte Geld wohl weg.

Danach könnte es derzeit aussehen: Dienstag abend drehte das Zockerpapier brutal. Innerhalb einer Stunde wurde aus einem Tagesgewinn von 25 Prozent ein Tagesverlust von fast 40 Prozent. Ob das „nur“ Gewinnmitnahmen waren oder der Deal schon gescheitert ist, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2010)

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