Barbara Teiber - Frisches Gesicht in der gewerkschaftlichen Oberliga

Barbara Teiber folgt Wolfgang Katzian als Vorsitzende der GPA-djp nach
Barbara Teiber folgt Wolfgang Katzian als Vorsitzende der GPA-djp nachAPA/GEORG HOCHMUTH
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Barbara Teiber wurde heute vom GPA-djp-Bundesvorstand mit 90,53 Prozent der Stimmen zur neuen geschäftsführenden Vorsitzenden der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier gewählt.

Barbara Teiber leitet ab sofort die größte Teilorganisation des ÖGB, die Gewerkschaft der Privatangestellten. Hineingekürt wird sie in harte Zeiten. Gewerkschaft und Regierung führen einen verbissenen Kampf wie schon lange nicht und ÖGB-intern wird sich alsbald die Frage stellen, ob eine reine Angestelltengewerkschaft angesichts der Angleichung der Arbeitnehmerrechte noch der Weisheit letzter Schluss ist.

In der gewerkschaftlichen Welt ist Teiber keine Unbekannte. Wolfgang Katzian hat sie über etliche Jahre als Nachfolgerin aufgebaut. Als er zum ÖGB-Präsidenten designiert wurde, war klar, dass die 40-Jährige zur jüngsten Vorsitzenden der GPA aufsteigen wird. Auch hat Teiber diverse Funktionen in der Arbeitnehmer-Vertretung inne. In der Arbeiterkammer war sie schon in ihren 20ern Kammerrätin, mittlerweile ist sie Vizechefin der Wiener AK. Vorstandsmitglied war sie in der AUVA, später in der Wiener Gebietskrankenkasse und schließlich ist Teiber auch noch Abgeordnete zum Wiener Landtag, eine Mandat, das sie aber nun zurücklegt.

Trotz dieser vielen Funktionen ist die neue GPA-Vorsitzende in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Immer wieder einmal trat sie bei Konflikten mit Handelsunternehmen wie Müller auf, blieb zunächst aber eher im Hintergrund. Dabei ist sie schon früh politisiert worden, Teiber war in der Sozialistischen Jugend, später auch in Führungsverantwortung. Schon mit 26 war sie Bundesfrauensekretärin und Regionalgeschäftsführerin der GPA.

Teiber gilt als smart, zielstrebig und fleißig. Entsprechend sind auch kaum Hobbys von ihr bekannt, wenn man davon absieht, dass sie gerne einmal Skier anschnallt.

Eine Gemeinsamkeit hat sie mit dem Bundeskanzler. Teiber ist in Wien-Meidling aufgewachsen, nicht mit dem goldenen Löffel ausgestattet. Sie war die erste in ihrer Familie, die an die Uni gegangen ist. Volkswirtschaftslehre hat Teiber anstudiert, abgeschlossen dann aber mit einem Master of Arts in Political Management.

Meisterprüfung ausständig

Ihre gewerkschaftliche Meisterprüfung hat Teiber noch vor sich. Wenn die Regierung es mit der Gewerkschaft nicht gut meint, sind in der Regel die großen Teilorganisationen gefordert, den Widerstand zu organisieren. Die Metaller (pro-ge) tun sich da mit einer heterogeneren Arbeiterschaft schwerer als die GPA, deren Mitglieder öfter in unsicheren Dienstverhältnissen sind.

Die zweite Herausforderung ist eine interne. Der ÖGB steht vor einer Strukturreform, zumindest hat man sich dazu am jüngst begangenen Bundeskongress bekannt. Dass angesichts der weitgehend erfolgten Angleichung der Rechte von Arbeitern und Angestellten die GPA einen Anachronismus darstellt, weiß man auch dort, selbst wenn man es nicht zugibt. Auf die Expertise der gut geölten Teilorganisation, die sich selbst immer schon als eine Art gewerkschaftliche Avantgarde gesehen hat, wird man aber kaum verzichten können. Insofern wird es Teibers Aufgabe sein, die GPA auch in einer neuen Struktur vielleicht mit neuen Aufgaben so zu positionieren, dass sie weiter gewichtiger Machtfaktor im ÖGB bleibt. Das dafür nötige Fingerspitzengefühl könnte sie durchaus haben.

Zur Person

Barbara Teiber, geboren am 5. August 1977 in Wien, Familienstand: ledig. Matura und Studium des Political Management (Maser of Afts). Berufliche Tätigkeit zunächst als freie Mitarbeiterin bei OGM. Später diverse Funktionen in der GPA, unter anderem Frauensekretärin und Regionalgeschäftsführerin der GPA-djp Wien. Seit 2004 AK-Kammerrätin, seit 2018 Vizepräsidentin der AK Wien. 2007-2010 Mitglied des AUVA-Vorstands, seit 2010 Mitglied des Vorstands in der WGKK. Ab 2013 Mitglied des ÖGB-Vorstandes. November 2013 bis Juni 2018 Abgeordnete zum Wiener Landtag/Gemeinderat. Seit 25. Juni neue Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten.

(APA)

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