Motorradhersteller Harley-Davidson kann mit der "America first"-Politik von Donald Trump nichts anfangen und verlagert Teile der Produktion ins Ausland. Der US-Präsident ist enttäuscht. "Ich habe hart für sie gekämpft", twittert er.
Harley-Davidson verlagert wegen der EU-Vergeltungszölle auf amerikanische Waren einen Teil seiner Produktion aus den USA und hat nun Ärger mit dem Weißen Haus. Das Unternehmen hatte erklärt, durch den Schritt solle eine Preiserhöhung für Kunden in Europa vermieden werden. US-Präsident Donald Trump reagierte in der Nacht auf Dienstag irritiert.
Für Trump ist der Schritt des weltbekannten Motorradherstellers ein Rückschlag, hatte er doch seine Zollpolitik stets mit dem Prinzip "Amerika zuerst" begründet. Eines seiner erklärten Ziele war demnach, Unternehmen dazu zu bewegen, mehr in den USA zu produzieren und neue Jobs zu schaffen - oder zumindest den Status quo zu erhalten. Dass Harley-Davidson nun wegen des von ihm initiierten Handelskonflikts Teile der Produktion ins Ausland verlagern will, konterkariert die Strategie des Weißen Hauses.
"Überrascht, dass Harley-Davidson von allen Unternehmen als erstes die weiße Flagge hisst", twitterte Trump in der Nacht zum Dienstag. "Ich habe hart für sie gekämpft", aber anscheinend habe die Firma einen Vorwand für ihren Schritt gesucht. Zudem twitterte Trump, Anfang des Jahres sagte Harley-Davidson, dass sie einen Großteil ihrer Anlagen in Kansas City nach Thailand verlegen wollten. "Das war lange, bevor die Zölle bekanntgegeben wurden." Daher nutzten sie die Handels- und Zollauseinandersetzung als Ausrede. Dies zeige, wie unausgewogen und unfair der Handel sei.
Das Unternehmen hatte argumentiert, die Anhebung der EU-Zölle von bisher 6 auf 31 Prozent mache ein Motorrad von Harley-Davidson in Europa im Schnitt um 2.200 Dollar teurer. Bis die Verlagerung der Produktion binnen 9 bis 18 Monaten über die Bühne geht, werde Harley-Davidson diese Kosten selbst tragen. Das bedeute allein für den Rest dieses Jahres eine Belastung von voraussichtlich 30 bis 45 Millionen Dollar.
Mit den am vergangenen Freitag in Kraft getretenen Vergeltungszöllen für US-Produkte wie Whiskey, Jeans, Reis, Mais und Motorräder reagierte die EU auf zuvor von Trump verhängte Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumeinfuhren aus Europa.
Werke außerhalb der USA hat Harley-Davidson derzeit in Brasilien, Indien und Thailand. Diese Fabriken sollen nun ausgebaut werden. Harley-Davidson machte keine Angaben dazu, welche genauen Folgen die Verlagerung für Beschäftigtenzahlen und Standorte in den USA haben wird. Man fühle sich zwar der Produktion im Heimatland verbunden - der Umzug von Teilen der Fertigung sei aber die einzige Möglichkeit, in Europa nachhaltig im Geschäft zu bleiben.
Der Handelskonflikt trifft Harley-Davidson in einem ungünstigen Moment: Das internationale Geschäft wird für die Firma immer wichtiger, während die jüngeren Amerikaner weniger Interesse an den Motorrädern zeigen. Im ersten Quartal wuchs der Auslandsumsatz um zwölf Prozent, während die US-Erlöse stagnierten.
Frankreich: Europa wird sich wehren
Unterdessen kündigte Frankreich weitere Gegenreaktionen Europas im Falle einer Einführung der angedrohten US-Zölle auf Autos an. "Wenn die USA uns erneut mit einer Zollerhöhung um 20 Prozent auf Autos treffen, werden wir wieder reagieren", sagte der französische Finanzminister Bruno Le Maire am Montag. "Wir wollen keine Eskalation, aber wir sind die, die angegriffen werden." Trump hatte am Freitag mit höheren Zöllen auf in der Europäischen Union hergestellte Fahrzeuge gedroht.
(APA/dpa)