Türkei-Wahlen: Dönmez kritisiert Moscheeschließungen als Wahlhilfe

APA/AFP/BULENT KILIC
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Erdogan habe "das Geschenk aus Wien" - die Schließung von sieben Moscheen und die Ausweisung von Imamen - für die Präsidentschaftwahl dankend angenommen, sagt der ÖVP-Abgeordnete.

Der ÖVP-Abgeordnete Efgani Dönmez kritisiert die von der Regierung im türkischen Wahlkampf verhängten Moscheeschließungen als Hilfe für Präsident Recep Tayyip Erdogan. "Man muss da nicht um den heißen Brei herumreden, mit den angekündigten Moscheeschließungen wurde Erdogan Wahlkampfhilfe geleistet", sagt Dönmez Dienstag im "Standard": "Und Erdogan hat das Geschenk aus Wien dankend angenommen." Er erlebe einen massiven Imageschaden für alle in Österreich lebenden Türken, sagte der aus der Türkei stammende Politiker.

Die Regierung hatte Anfang Juni in einer überraschend einberaumten Pressekonferenz mitgeteilt, sieben Moscheen schließen und bis zu 60 Imame ausweisen zu wollen. Der türkische Präsident hatte noch im Wahlkampf gewarnt, dass Kanzler Sebastian Kurz damit einen Glaubenskrieg auslöse.

Bei der türkischen Diaspora in Österreich hat der Amtsinhaber bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag ein deutlich besseres Ergebnis erzielt als in der Heimat und den meisten anderen europäischen Ländern mit türkischer Community. An der Präsidentenwahl hat etwas weniger als die Hälfte der in Österreich lebenden Türken teilgenommen, davon stimmten 72,3 Prozent für Erdogan. Es ist ein Trend, der sich weiter verfestigt. Bei der Parlamentswahl 2015 haben fast 70 Prozent der in Österreich lebenden Türken die AKP gewählt. Beim türkischen Verfassungsreferendum im April des Vorjahrs sprachen sich 73 Prozent für die Einführung des Präsidialsystems aus.

Noch etwas besser hat der wiedergewählte Amtsinhaber in den Niederladen (73 Prozent) und in Belgien (74,9 Prozent) abgeschnitten. In Deutschland stimmten 64,8 Prozent der Türken für Erdogan. Die Wahlbeteiligung lag in allen drei Ländern um die 50 Prozent. In vielen anderen europäischen Ländern schaffte Erdogan dagegen keine Mehrheit bei den Auslandstürken. Auch in der Türkei schnitt er deutlich schlechter ab (52,6 Prozent).

>>> Bericht im "Standard".

(APA)

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