Nigeria gegen Argentinien: Späte Erlösung für Messi & Co.

World Cup - Group D - Nigeria vs Argentina
World Cup - Group D - Nigeria vs ArgentinaREUTERS
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Ein spätes 2:1 gegen Nigeria ebnete Argentinien doch noch den Weg ins Achtelfinale. Die Albiceleste trifft nun auf Frankreich, die ungeschlagenen Kroaten auf Dänemark.

Argentinien hat durch einen 2:1-Sieg gegen Nigeria und einem gleichzeitigen 1:2 der Isländer gegen bereits aufgestiegene Kroaten doch noch das Ticket für das Achtelfinale gelöst. Den entscheidenden Treffer erzielte Marcos Rojo in der 86. Minute.

Noch am Vorabend des Spiels der letzten Chance hatten Argentiniens Fans in St. Petersburg ihre Zuversicht wiedergefunden. Sie zogen durch die Straßen der Stadt, versprühten Optimismus und sangen so laut sie konnten von Messi und Maradona. Die Kernaussage der sich in Dauerschleife wiederholenden Lieder: „Vamos Argentina!“

Im Sankt-Petersburg-Stadion, wie diese gewaltige und zugleich stimmungsvolle Betonschüssel in der zweitgrößten Stadt Russlands heißt, bekam der argentinische Anhang erwartungsgemäß sowohl Lionel Messi als auch Diego Maradona zu sehen. Der Nationalheld auf dem Rasen wurde schon bei der Präsentation der Startelf auf der Videowall gefeiert, der noch größere Nationalheld auf der VIP-Tribüne inszenierte vor laufenden Kameras ein Tänzchen mit einem weiblichen Nigeria-Fan und posierte für Selfies. Nur einer erntete ausnahmslos Pfiffe: Der schwer in der Kritik stehende Teamchef, Jorge Sampaoli.

Die späte Erlösung

Für dieses Entscheidungsspiel um den Aufstieg stellte Sampaoli sein Team im Vergleich zum 0:3 gegen Kroatien an gleich fünf Positionen um, selbst der Torhüter wurde gewechselt. Franco Armani kam mit 31 Jahren zu seinem Länderspieldebüt – es gibt unwichtigere Anlässe. Im dritten Spiel probte Argentinien das dritte System, diesmal ein 4-4-2 mit Higuain und dem sich immer wieder zurückfallenden Messi an vorderster Front. Argentinien bot mit einem Durchschnittsalter von 30,5 Jahren die insgesamt älteste Mannschaft in der WM-Geschichte auf, die Routine sollte also Trumpf sein.

Die von Nervosität und Fehlpässen geprägte Anfangsphase unterstrich die Bedeutung dieses Spiels, Argentinien gewann nur kurzfristig an Lockerheit, als Messi zum ersehnten 1:0 traf (14.). Nach feinem Zuspiel von Benaga nahm der 31-Jährige den Ball in vollem Lauf per Oberschenkel an, nahm in mit den linken Fuß mit und schloss mit rechts ab.

Hätte Messis Freistoß in der 34. Minute anstatt an die Stange zu prallen den Weg ins Tor gefunden, wäre diese Partie vielleicht vorentschieden gewesen. So aber brachte ein Mascherano-Foul im Strafraum und der von Victor-Moses verwandelte Elfmeter Nigeria zurück ins Spiel (51.). Eine an Dramatik kam zu überbietende zweite Halbzeit nahm nun ihren Lauf. Nigeria vergab Chancen auf den Sieg, sah aber wie der sichere Achtelfinalist aus – bis Marcos Rojos Tor zum 2:1 Argentinien erlöste und das Sankt-Petersburg-Stadion endgültig in ein Tollhaus verwandelte.

("Die Presse", Printausgabe 27.06.2018)

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