Wie sich Merkel mit Artikel 36 der Dublin-Verordnung retten will

Kanzlerin Angela Merkel läuft die Zeit davon
Kanzlerin Angela Merkel läuft die Zeit davonREUTERS
  • Drucken

Um ihren Koalitionsstreit mit der CSU beizulegen, bittet Kanzlerin Merkel einzelne EU-Staaten um schnellere Rücknahme von Asylwerbern.

Wien/Berlin. Die Zeit drängt. Für die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, steht alles auf dem Spiel: das jahrzehntelange Bündnis ihrer Christdemokraten mit der bayerischen CSU, der Fortbestand der Großen Koalition – und ihre eigene politische Karriere. Bis Montag muss sie eine Einigung mit CSU-Bundesinnenminister Horst Seehofer finden. Der Bayer will ab der kommenden Woche Flüchtlinge, die bereits in einem anderen EU-Land registriert sind, an der Einreise nach Deutschland hindern. Merkel lehnt diese Vorgehensweise ab. Sie will keine nationalen Alleingänge an der Grenze.

Eine „wirkungsadäquate“ Alternative muss her. Für eine große europäische Lösung reicht die Frist nicht mehr. Das hat Merkel bereits vor dem gestrigen Donnerstag, vor Beginn des EU-Gipfels eingestanden. Deshalb kündigt sie „bilaterale Abkommen“ mit einzelnen EU-Mitgliedstaaten an. Doch was ist damit gemeint? Wie „Die Presse“ erfuhr, startete das deutsche Bundeskanzleramt am Dienstag eine diplomatische Offensive quer über den Kontinent. Bei Regierungen von Kopenhagen bis Athen, von Wien und Budapest bis Zagreb, Prag und Rom langten Berliner Bittschreiben ein. Die deutsche Bundesregierung drängt darin auf Verwaltungsvereinbarungen, um die Rückführung sogenannter Dublin-Fälle zu beschleunigen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Angela Merkel
Europa

Merkel vor EU-Gipfel: "Ja, die Lage ist ernst"

Die Migration könne zu einer Schicksalsfrage für die EU werden, sagt die deutsche Kanzlerin. Nicht nur für die EU, könnte man ergänzen. Auch für Merkel. Ihr österreichischer Amtskollege Kurz glaubt indes an eine "Trendwende in der Migrationspolitik".
Der Umgang mit Flüchtlingen steht im Mittelpunkt des heutigen EU-Gipfels.
Europa

Europäischer Rat: "Müssen die Union für die schlimmsten Fälle vorbereiten"

Der Brüsseler Gipfel ringt mit der Migration, doch das wahre Leitmotiv ist die Bedrohung der liberalen Demokratie durch den Autoritarismus.
Europa

Kneissl: Österreich ist auf Migranten-Zurückweisung aus Deutschland vorbereitet

"Haben einige hundert Fälle in den letzten Monaten bereits gehabt", sagt Kneissl . Deutschland führt laut "Süddeutsche Zeitung" ohnehin schon verstärkt Asylbewerber in andere EU-Länder zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.