Noch eine Krise in Berlin: Die Stille nach dem WM-Ende

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Symbolbild. (c) imago/Future Image (Thomas Bartilla)
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Auch die Politik trauert mit dem DFB-Team.

Berlin. Noch bevor Horst Seehofer über die Probleme im Flüchtlingsbereich, das mögliche Ende der Union, die drohenden Neuwahlen spricht, wird er in der Talkshow „Maischberger“ mit der wahren Krise an diesem Mittwochabend konfrontiert: dem WM-Aus der Nationalmannschaft. Immerhin ist der CSU-Chef neben dem Inneren auch für Sport zuständig und laut eigenen Angaben „verliebt in den Fußball“. Es war ein „betrüblicher Tag“, sagt er. „Ich muss jetzt erst mal trauern.“ Dafür bleibt im TV-Studio dann aber keine Zeit.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es an diesem Abend auch nicht besser. Es wird zwar versucht, sie aufzumuntern – aber von einem Roboter. Bei einer Veranstaltung zu künstlicher Intelligenz zählt die Maschine all die Jahre auf, in denen Deutschland gesiegt hatt. „Das stimmt“, sagt Merkel deprimiert. „Aber heute Abend sind wir alle sehr traurig.“

Das dürfte an ihrem Faible für Fußball liegen, aber auch an ihrer Verbundenheit zu Joachim Löw. Der Bundestrainer schaut regelmäßig im Kanzleramt auf ein Cordon bleu vorbei. Und es gibt gewisse Parallelen: Merkel und Löw sind seit mehr als zehn Jahren im Amt, hatten ihre Höhen, stecken jetzt in der Krise – und neigen nicht unbedingt zu Gefühlsausbrüchen. Ganz anders als die AfD, die das Ausscheiden bei der WM für Attacken gegen die deutsch-türkischen Nationalspieler Mesut Özil und İlkay Gündoğan nutzt.

Horst Seehofer selbst hat das Match übrigens gar nicht gesehen. Er war im Bundestag mit der anderen Krise beschäftigt.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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