Ein Pop-up-Restaurant ohne Namen für Europa

Vertrauliche Nischen für Ministertreffen: Das Restaurant in der Messehalle X2 im Austria Center Vienna.
Vertrauliche Nischen für Ministertreffen: Das Restaurant in der Messehalle X2 im Austria Center Vienna.(c) Isabelle Koehler/ belle & Sass
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Im Austria Center Vienna hat Eventmanagerin Maryam Yeganehfar in eine 3500 Quadratmeter große Halle ein Restaurant installiert.

Wien. Noch hat Österreich den EU-Ratsvorsitz nicht übernommen. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen, die ihn begleiten, gelten allerdings schon seit Wochen. Das betrifft auch das Austria Center Vienna (einer der Schauplätze des EU-Ratsvorsitzes) und mit ihm auch das dort kurzfristig installierte Restaurant, das ausschließlich den politischen Gästen vorbehalten ist.

Eventmanagerin Maryam Yeganehfar lädt deshalb in ihr Büro im zweiten Bezirk, um über das ungewöhnliche Projekt zu plaudern. Denn eigentlich hat sich Yeganehfar mit ihrer Firma Yamyam Event Production auf eher kurzfristigere Veranstaltungen spezialisiert. Erst im März hat sie im Austria Center ein Event konzeptioniert, das bei ihren Auftraggebern, dem Austria Center, auf Gefallen gestoßen ist. „Im März haben wir die Anfrage für ein Restaurant in der Messehalle X2 bekommen. Wir hatten zehn Tage Zeit für das Konzept.“ Immerhin gibt es im Austria Center kein großes Restaurant, nur mehrere kleine Cafés und die Cateringküche des Motto.

Also hat man sich darauf geeinigt, in der rund 3500 Quadratmeter großen Halle ein temporäres Restaurant mit 970 Sitzplätzen aufzubauen, das danach wieder abgebaut wird. „Die größere Herausforderung ist aber eine bereits fix vergebene Messe im Oktober, da müssen wir für zehn Tage alles abbauen und dann wieder aufbauen.“ Genaue Vorgaben gab es vom Auftraggeber, dem Austria Center und dem Bundeskanzleramt, nicht.

Es musste natürlich den üblichen Sicherheitsbestimmungen entsprechen, sollte modern sein – „nicht das Sacher abkupfern“– und dem Bundeskanzler gefallen. Lediglich die Farbe des Logos für den EU-Ratsvorsitz – Türkis-Hellblau (Pantone 550C) – sollte vorkommen. Also hat die Designerin im Internet recherchiert, wie das Büro des Bundeskanzlers aussieht. „Da dachte ich mir, lustig, dort gibt es Walnussoptik und graue Flächen. Genau das hatte ich auch vor.“

Also hat sie versucht, die Messehalle mit Wänden in Beton- und Marmoroptik, Tapeten und hellgrauen Stoffen geräumiger zu machen. Als Mobiliar musste das vorhandene verwendet werden. Die größte Herausforderung war es, den großen Raum optisch zu verkleinern. „Das funktioniert, indem man ein Zentrum schafft. Das ist die Bar.“ Da das Lokal auch für weniger Personen funktionieren soll, besteht er aus zwei identen Hälften und kann in der Mitte getrennt werden. Für vertrauliche Gespräche hat die Designerin sechs Nischen eingebaut, mit je drei runden Tischen (für je zehn Personen).

Bekocht wird das namenlose Restaurant von der angesiedelten Cateringküche des Motto. Bodenständige Küche lautete der Auftrag – „mit österreichischen Produkten, nichts Internationales“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2018)

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