Claudia Kottal: Die Ex-Polizistin wird romantisch und stellt die Frage nach der Lust

Claudia Kottal beim Dreh von „Love Machine“ in der Rahlgasse – in dem sie an der Seite von Thomas Stipsits und Barbara Schöneberger spielt.
Claudia Kottal beim Dreh von „Love Machine“ in der Rahlgasse – in dem sie an der Seite von Thomas Stipsits und Barbara Schöneberger spielt. (c) Mirjam Reither
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„Love Machine“. Thomas Stipsits verliebt sich als Callboy in Claudia Kottal – für sie eine romantische Premiere. Und hoffentlich das Ende der Schubladen.

Es ist gewissermaßen eine Premiere für Claudia Kottal. Die 37-Jährige, die einem breiteren Publikum spätestens seit ihrer Rolle als Polizistin Leila Mikulov in der ORF-Serie „Cop Stories“ ein Begriff ist, steigt mit „Love Machine“ erstmals ins romantischere Genre ein – in dem sich Georgie (Thomas Stipsits), der nach diversen Widrigkeiten irgendwie zu einem relativ untypischen Callboy geworden ist, in sie verliebt.

Obwohl wie überall natürlich auch in „Cop Stories“ etwas Romantik dabei war – in Form eines tragisch endenden Techtelmechtels mit dem Kollegen Altan Uslu –, ist Kottals zweiter Kinofilm in diesem Sinn etwas Neues. „Ich habe noch nie eine solche Lovestory gespielt“, sagt die Schauspielerin. Noch dazu eine, in der Sex (oder Nichtsex) ein zentrales Thema ist. Denn Jadwiga (Kottal) tut sich mit Intimität ziemlich schwer. „Es ist eine interessante Frage, was ist, wenn man keine Lust hat.“ Es sei spannend, sich damit zu beschäftigen, wie man Muster durchbreche.

Apropos Muster: Kottal selbst ist seit „Cop Stories“ für die meisten wohl die Polizistin. „Dabei ist das eigentlich schon meine zweite Schublade – zuerst war ich die Kabarettistin“, sagt die Schauspielerin, die nach einigen Jahren am Theater ab 2011 in zahlreichen Folgen der ORF-„Staatskünstler“ mitwirkte, wo sie als übellaunige SPÖ-Politikerin Laura Rudas an der Seite von Niko Pelinka (Nicholas Ofczarek) brillierte und später unter anderem Maria Vassilakou interpretierte. „Ich hoffe ja, dass es irgendwann vorbei ist mit den Schubladen, wenn man genügend davon aufgemacht hat“, sagt Kottal.

„Keine Lust mehr, so zu arbeiten“

Dass es zuletzt etwas ruhiger um sie geworden war, liege daran, dass sie im vergangenen Jahr mehr für sich gearbeitet habe, sagt sie, weniger gedreht, mehr Workshops gemacht: „Das war fast ein Sabbatical, es war also praktisch eine selbst finanzierte Bildungskarenz.“ Davor hatte Kottal ihre erste Regie am Theater geführt („Vor dem Fliegen“, eine Adaption des Roadmovies „Thelma & Louise“, das Kottal in eine Toilette im Gerngroß verlegte), zwei Produktionen des von ihr mitgegründeten Kulturvereins Migrationshintergrund.am.arsch umgesetzt und in der Krimiserie Soko Donau mitgespielt.

„Ich glaube, ich war ein bisschen überarbeitet“, sagt sie. Man müsse in diesem Beruf alles parallel machen – drehen, bewerben, nacharbeiten. „Da kommt dann so ein Druck zustande, da kann man sich auf gar nichts mehr so richtig konzentrieren“, sagt Kottal. „Und das wollte ich nicht mehr. Ich habe keine Lust mehr, so zu arbeiten.“ Sie werde schauen, ob das funktioniere, denn ein Risiko sei auch immer da: Wenn man ein Engagement absage, könne es auch sein, dass ein Jahr lang nichts mehr nachkomme.

Momentan jedenfalls konzentriert sie sich vor allem auf „Love Machine“, der seit eineinhalb Wochen in Wien gedreht wird – aktuell im Aux Gazelles in der Rahlgasse die Szene, in der Stipsits durch einen One-Night-Stand mit einer Barbesitzerin (gespielt von Gaststar Barbara Schöneberger) überhaupt erst auf die Idee kommt, sich als Callboy zu versuchen. Außerdem arbeitet Kottal noch an einem Theaterprojekt darüber, wie sich Frauen verschiedenen Alters selbst sehen und fühlen.

„Das Frauenthema liegt mir natürlich am Herzen, weil man einfach automatisch damit konfrontiert ist“, sagt sie. „Es wird viel unreflektiert geredet, man macht sich lustig über #Metoo, weil niemand ein Opfer sein will.“ Sie selbst hat mit Sexismus und mit Belästigung keine dramatischen Erfahrungen gemacht, im Kleinen aber doch: „Da greift einem schon einmal jemand auf den Hintern. Und ich ärgere mich, dass ich damals nichts gesagt habe.“

Zur Person

Claudia Kottal (37) hat nach einigen Jahren am Theater ab 2011 in den „Staatskünstlern“ unter anderem die damalige SPÖ-Politikerin Laura Rudas parodiert. Ab 2013 wurde sie mit der ORF-Serie „Cop Stories“ einem breiteren Publikum bekannt. Im Kinofilm „Love Machine“, der im Februar ins Kino kommen soll, spielt sie die Rolle der Jadwiga. In sie verliebt sich Georgie (Thomas Stipsits), der nach einem Unglücksfall beginnt, als Callboy zu arbeiten. Ebenfalls dabei: Barbara Schöneberger als Barbesitzerin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2018)

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