Viele Klassiker kosten digital nichts mehr.
Nein, sagte der Kollege, und er stöhnte ein bisschen gar dramatisch: Doch nicht „Krieg und Frieden“! Das zu empfehlen sei purer Protz nach dem Motto: Seht her, was ich letzten Sommer gelesen habe! Ich mache es aber trotzdem. Weil man erstens nicht aus Protzerei mehrere hundert Seiten verschlingt. Und weil es einen Grund gibt, dass manche Bücher zu Klassikern wurden. „Krieg und Frieden“ liest sich wie ein Bestseller, der unter dem Motto „Lesevergnügen“ beworben wird, Liebeleien, Enttäuschungen und die große Liebe inklusive, der Roman zeichnet ein scharfes, dazwischen komisches Sittenbild der damaligen russischen Upper Class. Und die Kriegspassagen sind Wahnwitz: Glauben wir Tolstoi, geht in einer solchen Schlacht alles drunter und drüber, der linke Flügel weiß nicht, was der rechte macht, und am Ende entscheidet ein Missverständnis.