Olympische Bewegung: Jungwirth im Visier

Akte Heinz Jungwirth
Akte Heinz Jungwirth(c) APA (BARBARA GINDL)
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Der ehemalige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités gerät immer mehr in Bedrängnis. Der Staatsanwalt ermittelt, und nun droht ihm auch als karenziertem Beamten Ungemach.

Wien. „Ich bin ein toter Mann“, hat Heinz Jungwirth, der ehemalige Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités, im Exklusivinterview mit der „Presse am Sonntag“ gemeint.

In Salzburg ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den 58-Jährigen, in Wien untersucht eine unabhängige Kommission, die ÖOC-Präsident Karl Stoss eingesetzt hat, die jüngere Geschichte der olympischen Familie.

Das Meldevergehen

Jungwirth war von 1982 bis Ende Februar 2009 ÖOC-Generalsekretär. Und war vor allem immer auch Beamter. „Karenziert zu fremden Bezügen“, heißt das im Fachjargon. Der ehemalige Lehrer gehört zur ehemaligen Sektion Sport, nicht mehr im Bundeskanzleramt, sondern im Sportministerium. Damit ist Norbert Darabos sein zuständiger Minister.

Nach Beendigung des Dienstverhältnisses beim ÖOC samt Auszahlung der gesetzmäßig zustehenden Abfertigung hätte Heinz Jungwirth an sich seinen Dienst im Ministerium antreten müssen. Er zog es vor, seinen Urlaub (zwölf Wochen) zu konsumieren. Seinem Ansuchen auf Karenz gegen Refundierung der Bezüge (ab 1. Juli 2009) wurde stattgegeben. „Für die Dauer der Ausübung der Tätigkeit zur Unterstützung des Projektes des Europäischen Olympischen Comités zur Vorbereitung der Olympischen Jugend-Winterspiele in Innsbruck 2012“, heißt es aus dem Bundesministerium.

Diesen Job aber konnte Heinz Jungwirth nie antreten. Leo Wallner, der ehemalige ÖOC-Präsident, hat seinerzeit seinem engsten Mitarbeiter zwar jegliche Hilfe versprochen, letztlich aber nichts gehalten. Der Hinweis, dass es gegen Jungwirth ein laufendes Verfahren gibt, hat zu einer Absage des europäischen Comités geführt.

„Es wurde ein Disziplinarverfahren wegen Meldevergehens eingeleitet“, erklärt nun Stefan Hirsch, Pressesprecher von Minister Norbert Darabos, der „Presse“. Jungwirth, so lautet der Vorwurf, habe das Ministerium dumm sterben lassen.

Das Ministerium hat im Juli 2009 mit dem Österreichischen Olympischen Comité eine rechtsgültige Vereinbarung getroffen – darum fordert Norbert Darabos das an Heinz Jungwirth seit Juli ausbezahlte Gehalt zurück. Bis dato wurde es nämlich nicht refundiert. Minister Darabos muss in dieser Sache also dort vorstellig werden, wo er selbst als kooptiertes Vorstandsmitglied eine entscheidende Position innehat.

Zu persönlichen Handen

„Ich bin mir keiner Schuld bewusst“, sagt Heinz Jungwirth zur „Presse“. „Alles ist ganz normal abgelaufen. Es wurde ein üblicher Vertrag abgeschlossen.“ Im Bundesministerium sieht man das anders. Am 19. Februar wurde an Jungwirth ein eingeschriebenes Schriftstück zu persönlichen Handen (RSA) geschickt. Es hat den Ministerialrat im Krankenstand erreicht. Da ein Beamter während des Krankenstandes nicht suspendiert werden kann, wurde Jungwirth daraufhin zur Diensttauglichkeitsuntersuchung vorgeladen. Zu diesem Termin sei der 58-Jährige allerdings nie erschienen. Daher sieht sich das Ministerium nun gezwungen, die Bezüge bei nächster Gelegenheit einzustellen.

Der ehemalige ÖOC-Generalsekretär wiederum behauptet, eine derartige Vorladung nie bekommen zu haben. Aus dem Ministerium heißt es: Sollte der Bundesbedienstete seine Tätigkeit wieder aufnehmen, wird eine Suspendierung ausgesprochen.

Auf einen Blick

ÖOC-Krise. Dem ehemaligen ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth droht nun auch als Spitzenbeamter Ungemach. Das Sportministerium kündigt ein Disziplinarverfahren wegen Meldevergehens an. Wenn der Ministerialrat, derzeit im Krankenstand, seine Tätigkeit wieder aufnehmen sollte, wird eine Suspendierung ausgesprochen. In weiterer Folge blüht Heinz Jungwirth, dass die Bezüge eingestellt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12. 3. 2010)

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