Hotels: Ganz nobel, recht bescheiden

(c) The Rocco Forte Collection
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Bei der Entwicklung wird die preisliche Differenzierung des Angebots wichtiger.

Neues Leben für alte Mauern: Nach diesem Konzept waren zwei heimische Projektentwickler in CEE-Ländern aktiv – und werden bei der Gewerbeimmobilienmesse MIPIM vielleicht sogar dafür ausgezeichnet. Mit „The Augustine“ in Prag, einem zum Hotel revitalisierten Barockkloster, ist die Raiffeisen evolution für einen Award in der Hotelkategorie nominiert. Ein Konkurrent um diesen Preis kommt ebenfalls aus Österreich. Das „Andel's“ im polnischen Lodz wurde entwickelt von der Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG sowie der UBM Realitätenentwicklung AG, betrieben wird es von der Vienna International Hotelmanagement AG. Und auch bei diesem Projekt galt das Motto „aus Alt mach Neu“. In einer Jahrhundertwendefabrik, in der einstmals hart gearbeitet wurde, lässt es sich nun erstklassig entspannen.

Angesiedelt sind beide Häuser im gehobenen Segment, für die kommenden Jahre zeichnet sich aber eines ab: Das Schlagwort „Je mehr Sterne, desto besser“, hat ausgedient. Konnte es bis vor Kurzem in der Spitzenhotellerie gar nicht exklusiv genug zugehen, so entwickelt sich der Trend nun hin zur preislichen Differenzierung, zur breiteren Streuung zwischen ganz nobel und recht bescheiden.

Von teuer bis billig

Geschäftsreisende etwa wollen es derzeit billiger – was zu luxuriös klingt, wird von der Reiseplanung gestrichen. Tiefstapeln ist das Konzept dieser Tage: „Wir haben das ,Andel's‘ in Berlin bewusst nur als gehobenes Viersternhotel eröffnet, um nicht den Reiserichtlinien der Firmen zum Opfer zu fallen“, berichtet Christoph Salzer, Regionalleiter bei der Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG. Dies habe sich auch bewährt. Schließlich sind Hotels in Krisenzeiten unmittelbar von Geschäftseinbußen betroffen, da die Reisenden einfach ausbleiben. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Immobilien werden Hotels ja täglich neu vermietet“, so Salzer. Daher setze man etwa bei Grundstücken, die man sich in vier osteuropäischen Ländern gesichert habe, auf Budgethotels, erklärt Salzer.

Auch Karl Bier, Vorstand der UBM Realitätenentwicklung AG widerspricht dieser Analyse nicht. Er argumentiert jedoch, dass das Hotelgeschäft trotzdem Mittel und Wege bieten würde, ein Tief zu durchtauchen: „Man kann zum Beispiel mit Gruppenreisen oder Preisreduktion viel abfangen.“

Für neue Projekte sind die Voraussetzungen günstiger als zuletzt. Und das im wahrsten Sinn des Wortes – die Grundstückspreise sind gefallen. Das Immobilienangebot hat sich der Nachfrage damit wieder etwas angenähert. Auch bei der UBM stellt man verstärkt interessante Projektangebote fest. „Die Banken widmen sich wieder dem Kreditgeschäft“, bemerkt Karl Bier. Die Chancen, für neue Hotelvorhaben Finanzierungen zu bekommen, stünden also wieder besser. Bedarf für Hotels sei im Osten Europas weiterhin gegeben. „Voraussetzung ist allerdings, dass man zum passenden Ort das passende Hotel realisiert“, sagt Bier.

Wie das aussehen kann, zeigt die heimische Wombat's-Kette. Diese Mischung aus Designhotel und Jugendherberge hat zwei Häuser in Wien, München und Berlin. Mitte 2011 soll ein Objekt am Naschmarkt dazukommen. Und kommende Woche ist Wombat's zum ersten Mal bei der Messe in Cannes vertreten. „Wir wollen uns auf einer Plattform zeigen, bei der Investoren, Entwickler, Banken vertreten sind“, sagt Doris Schreyvogel. Ziel ist eine Expansion, etwa an Standorte wie London, Rom oder Prag. Und dass man für keinen Award nominiert ist, macht nichts. Schließlich holte man im Jänner wieder den Hostelpreis „Hoscar“, im vergangenen Herbst den „Hospitality Innovation Award“ bei der Expo Real.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2010)

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