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Abseits des Alltags - in der Natur

Blog "fach-kräftig", Folge 22. In diesem Blog nähert sich wöchentlich eine Top-Führungskraft dem Thema Fachkräfte aus der Perspektive ihrer Branche und ihres Unternehmens. Diese Woche: Johann Sauprigl, Österreichische Bundesforste.

Unsere Forstfacharbeiter und Berufsjäger - Frauen wie Männer - haben den schönsten Arbeitsplatz der Welt: die Natur.

Forstfacharbeiter arbeiten im Rhythmus der Jahreszeiten: von der Aufforstung im Frühjahr über Waldpflege im Sommer bis zur Holzernte im Herbst und Winter. Berufsjäger haben die Aufgabe, forstliche und jagdliche Nutzung in Einklang zu bringen und Wildschäden durch überhöhte Wildstände zu vermeiden. Der Alltag dieser Berufe setzt eine Fülle an Fähigkeiten voraus: Geduld, Ausdauer, körperliche Physis und eine "grundlegende Liebe zur Natur“. Und das in den schönsten Naturlandschaften Österreichs – mit Frischluftgarantie!

Diese Lehrberufe sind abseits des Alltags und erfordern somit Jugendliche, die gegen den Strom schwimmen möchten. Das bedeutet Regen, Kälte, Hitze und Wind ausgesetzt zu sein, sich der Gefahr der Forstarbeit im Klaren zu sein, früh morgens aufzustehen und harte Arbeit in Kauf zu nehmen - weg von der Gemütlichkeit eines beheizten Betriebsgebäudes.

Der Beruf im Wald wird oft verherrlicht - gerade im städtischen Bereich. Das merkt man an den Bewerbungen, in welchen oft zu lesen steht: „Ich gehe so gerne mit meinem Hund im Wald spazieren.“ Bewerber aus dem ländlichen Bereich sehen das schon klarer und bringen oftmals einen Schulabschluss einer Landwirtschaftsschule oder auch schon einige Fertigkeiten der Forstarbeit oder Jagd mit. Die Digitalisierung macht auch vor der Forstwirtschaft nicht Halt. So kommen Tablets zum Einsatz oder Harvester statt Motorsäge.

Interessenskonflikte gehören dazuf

Jäger und Forstfacharbeiter kämpfen mit den zunehmend wachsenden Erholungssuchenden im Wald, die kaum Bezug zu Natur, Wild und Forstwirtschaft haben, was häufig Interessenskonflikte nach sich zieht. Auf derartige Konfliktsituationen muss man sich in diesen Berufen einstellen – und somit auch ausgebildet sein.

Da die Forstarbeit und Jagd so speziell sind, bieten wir in diesen Lehrberufen eine zusätzliche interne Ausbildung in Form von Modulen. Persönlichkeitsentwicklung, Arbeitssicherheit, Waldbau und Holzernte sind die Themengebiete. Sechs Wochen zusätzliche Ausbildung von den besten, langjährigen Mitarbeiter, die ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben, um weiterhin und langfristig gut ausgebildete Fachleute im Betrieb zu wissen.

Wer glaubt, dass die Jugendlichen Luftsprünge der Begeisterung machen, irrt. Die heutige Generation der Jugendlichen möchte eine geregelte Arbeitszeit, möchte pünktlich nach Hause gehen, mit Freunden „abhängen“ und „chillen“. Das ist ein Wandel, mit welchem wir zu kämpfen haben. Das Arbeiten in der Natur setzt flexibles Arbeiten voraus.

Manchmal können wir Lehrstellen nicht besetzen, weil keine geeigneten Bewerbungen eintreffen. Manche Lehrlinge scheitern in der Lehrzeit, weil sie die harte Arbeit unterschätzen. Manche bringen nicht genügend Motivation mit. Aber jene Lehrlinge, welche initiativ sind, bereit sind Verantwortung zu übernehmen und Wertschätzung zeigen, sind der Garant dafür, dass es in unserem Betrieb gut qualifiziertes Fachpersonal gibt und dass die Bundesforste weiterhin ihren Beitrag im Auftrag der Republik für die Bevölkerung leisten können.

Es ist dann wohl doch etwas Besonderes für unsere Lehrlinge, einen Lehrberuf abseits des Alltags ergreifen – am schönsten Arbeitsplatz der Welt: in der Natur!

Johann Sauprigl, Personalleiter Österreichische Bundesforste
Johann Sauprigl, Personalleiter Österreichische Bundesforste

Der Autor: DI Johann Sauprigl, Personalleiter Österreichische Bundesforste

Robert Frasch
Robert Frasch


Dieser Blog entsteht gemeinsam mit Robert Frasch, Österreichs Experten für duale Ausbildung. Der Gründer des Ausbildernetzwerks lehrlingspower.at und Herausgeber des Fachportals ausbilden.co.at sorgt mit vielen Projekten für die Steigerung der Qualität in der Ausbildung. Als Key Note Speaker gibt er der Lehre national und international eine professionelle Stimme und macht deren Herausforderungen und Leistungen sichtbar. Mehr über Robert Frasch finden Sie im Internet unter www.robertfrasch.com

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