Investmentziele abseits des Mainstreams

(c) AP (Sasa Kralj)
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Ägypten bis Argentinien: Neue Regionen rücken in den Fokus von mutigen Investoren und stehen als kommende Ziele für Immobiliengeschäfte hoch im Kurs.

Die Liebe zum CEE-Raum ist zurzeit ein wenig erkaltet, in Dubai stehen die meisten Kräne still. Immobilieninvestoren sind immer auf der Suche. Wenn es in einer Region dieser Welt nicht so gut läuft, dann machen sie sich auf, um andere Länder zu entdecken. Afrika und Lateinamerika beispielsweise stehen derzeit als kommende Ziele für Immobiliengeschäfte hoch im Kurs. Analysten haben in jenen Regionen einige Hot Spots ausgemacht, die auch bei der Gewerbeimmobilienmesse MIPIM in Cannes auf dem Vortragsprogramm stehen und Projekte präsentieren.

Marokko braucht Wohnraum

In Afrika wird derzeit speziell Marokko als Land mit Potenzial gehandelt. Das Königreich gilt als wirtschaftlich konstant, der Immobiliensektor boomt. Ganze Stadt(teil)entwicklungen, die bis zu 150.000 Bewohnern Platz bieten sollen, werden hier geplant. Anlass dafür: der hohe Bedarf an Wohnraum. Hinter den Bauvorhaben, vor allem im Landesinneren, steht auch ein königliches Siedlungsprogramm. Ob das genügt, um internationale Geldgeber einzubinden, wird sich nicht zuletzt bei der Messe zeigen.

Investitionen in die Infrastruktur sind immer gute Voraussetzungen, um Investoren anzulocken. Das zeigt etwa Südafrika, wo am 11. Juni die Fußballweltmeisterschaft beginnen wird. Mit einem prognostizierten Wachstum von über fünf Prozent ist die Wirtschaft des Landes am Kap gut aufgestellt. Besonders einige Büroprojekte werden vom Immobilienberatungsunternehmen Colliers International als vielversprechend eingestuft. Insgesamt zieht auch in dieser Region das Argument: Im Vergleich zu den großen Märkten weltweit sind die Immobiliensegmente dieser Länder vor den Turbulenzen der Wirtschaftskrise weitgehend verschont geblieben.

Die Organisatorin der MIPIM, Nadine Castanga, sieht die Teilnehmer als Bereicherung für das Geschehen: „Wir sind sehr erfreut, dass hier auch Projekte aus Afrika vorgestellt werden.“

Und diese fallen gar nicht bescheiden aus, das zeigt nicht zuletzt das Stone-Tower-Projekt in Ägypten. Mit diesem Büro- und Einkaufskomplex samt Hotel sollen in Kairo auf einen Schlag 550.000 neue Quadratmeter an Businessflächen entstehen. Entworfen wurde das Development von Stararchitektin Zaha Hadid. Auch hier bleibt allerdings abzuwarten, ob dies ausreicht, um die nötige finanzielle Schützenhilfe von internationalen Investoren zu bekommen.

Gute Binnennachfrage

Etwas solider stellt sich bereits der lateinamerikanische Markt dar. Nicht zuletzt deshalb, weil diese Märkte nicht so stark wie die afrikanischen von Auslandsinvestitionen abhängig sind. Bei Aberdeen Consulting bemerkt man, dass es in den großen Ländern Südamerikas eine gute Binnennachfrage, etwa nach Büroflächen, gibt. In Argentinien zum Beispiel liegt die letzte große Währungskrise zwar noch nicht allzu lange zurück, einige Faktoren sprechen aber für die Region. So wurden und werden Immobilieninvestments zu großen Teilen ohne Bankenbeteiligungen beziehungsweise ohne Fremdfinanzierungen abgewickelt. Die internationale Consultantfirma Knight Frank verweist außerdem auf die niedrigen Leerstandsraten in Buenos Aires mit lediglich zwei Prozent.

Diese Werte sind für lateinamerikanische Metropolen charakteristisch, allerdings, so meint man bei Knight Frank, dürfte eine Änderung ins Haus stehen: In naher Zukunft werden viele Büroflächen dazukommen, damit wird die Auswahl für die Mieter größer. Dies dürfte zu einer Verdoppelung der Leerstandsraten führen – die dann allerdings noch immer bei niedrigen vier Prozent liegen.

Während der Vermietungsmarkt also vor Veränderungen steht, hat der Investmentmarkt dies schon hinter sich, zumindest in Argentinien. Hier berichtet das lokale Branchenmedium „Buenos Aires Habitat“, dass die Kaufinteressenten mehr werden. Vor allem deshalb, weil Immobilien im Land noch mehr als wertstabile Anlageform geschätzt werden als hierzulande. Schließlich schützen sie vor der gefürchteten Inflation.

Die WM kommt nach Brasilien

Der peruanische Immobilienmarkt hat durch Liberalisierungen Auftrieb bekommen und stellt sich vor dem Hintergrund einer positiven Wirtschaftsentwicklung ebenfalls als interessant dar. Als Star der Immobilienmärkte abseits des Mainstreams gilt aber Brasilien. Hier gibt es zahlreiche Investmentmöglichkeiten. Neue Immobilienprojekte mit internationaler Beteiligung stehen hingegen nicht allzu häufig auf der Tagesordnung. Guy Perry, als US-Developer vor Ort aktiv, nennt als Grund: „Die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden ist sehr wichtig. Und vielen internationalen Entwicklern fehlt dieses Know-how.“

Aber vielleicht ändert sich auch das bald. Schließlich findet im Jahr 2014 die Fußball-WM in Brasilien statt – und zwei Jahre später gehen die Olympischen Spiele dort über die Bühne. Und das dürfte wahrscheinlich ein paar Immobilienprofis mehr dazu animieren, das größte Land auf dem Kontinent etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2010)

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