Brexit: Geduld britischer Unternehmer bald am Ende

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Immer mehr Unternehmen in Großbritannien machen ihrem Unmut über die schleppenden Brexit-Verhandlungen Luft. Premierministerin Theresa May will dem Vernehmen nach am Freitag den "möglichst sanften Brexit" vorschlagen.

Immer mehr Unternehmen in Großbritannien machen ihrem Unmut über die schleppenden Brexit-Verhandlungen Luft. "Über die beiden vergangenen Jahre hinweg war die Wirtschaft geduldig", sagte der Chef des britischen Handelskammerverbands BCC, Adam Marshall, am Dienstag einer Mitteilung zufolge. Jetzt sei das Fass am Überlaufen.

Für die Wirtschaft zählt vor allem Klarheit darüber, wohin die Reise geht. "Weniger als neun Monate vor dem Brexit-Tag sind wir den Antworten, die Unternehmen brauchen, wenig näher als am Tag nach dem Referendum", sagte Marshall. Von einer BCC-Liste mit 24 wichtigen Fragen zum Brexit seien gerade einmal zwei beantwortet, heißt es weiter in der Mitteilung.

Scheitert das Kabinett erneut, einen Konsens zu finden, der auch in Brüssel bestehen kann, steigt die Gefahr, dass Großbritannien ohne Abkommen aus der EU schlittert. Damit wäre auch die eigentlich schon verabredete Übergangsphase von knapp zwei Jahren hinfällig. Am Brexit-Tag, dem 29. März 2019, würde Chaos ausbrechen.

Viele Unternehmen, so Marshall, dächten schon jetzt über Alternativen zu Investitionen in Großbritannien nach. Unternehmen wie Airbus, BMW und Siemens hatten in den vergangenen Wochen gewarnt, sie müssten für das Schlimmste planen, sollte nicht bald ein vernünftiger Plan stehen.

May für möglichst sanften Brexit

Die britische Premierministerin Theresa May wird nach Informationen des Senders ITV ihrem Kabinett am Freitag bei einer Sondersitzung auf dem Landsitz Chequers den "möglichst sanften Brexit" vorschlagen. Der Plan sehe vor, dass Großbritannien auch nach einem EU-Austritt weiterhin die Importzölle für die EU einnimmt, schrieb der ITV-Journalist Robert Peston in einem Beitrag auf Facebook.

Dadurch würde verhindert, dass es zu Grenzkontrollen zwischen der Republik Irland und dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland komme. Ein Regierungsvertreter lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht vor der für Freitag geplanten Kabinettsklausur zum Brexit ab. Dann will May ihr Vorhaben den Ministern präsentieren. Zwei frühere Pläne fanden in ihrer Konservativen Partei keine Mehrheit.

May werde der EU auch Vorrechte für ihre Bürger anbieten, die in Großbritannien leben und arbeiten wollten, hieß es in dem Bericht weiter. Im Gegenzug solle Großbritannien der Zugang zum Dienstleistungsmarkt der EU erleichtert werden. Zum Austritt Großbritanniens aus der EU soll es Ende März kommenden Jahres kommen.

(APA/dpa)

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