Heute vor... im Juni: Die Schlußverhandlung gegen die Türkenmörder

  • Drucken

Eine Verhandlung um Verschwörung und Mord ohne Verteidiger oder Staatsanwalt.

Die Presse vom 30. Juni 1868

Die Schlußverhandlung gegen die Hauptverschwörer wurde heute begonnen; es wird dieselbe unzweifelhaft einen Wendepunkt in dem Schauerdrama bilden, welches hier von den verbrecherischen Händen geschürzt wurde. Ich will Ihnen den ganzen Hergang des heutig Vormittags chronologisch schildern. Der Kalimaidan, das gegen die Stadt abfallende Glacis der Festung, ist eine einsame, düstere Fläche, bevölkert von Heuschrecken, bewachsen mit Unkraut und verdorrtem Gras, baumlos und stumm, als lasteten noch die Schrecken der Türkenherrschaft auf diesen Räumen. Gestern Nachts war diese öde Fläche, von der nur ein weiter melancholischer Blick auf die Sumpfniederungen gestattet ist, die Stätte ungewöhnlicher Bewegung.

Etwa nach zehn Uhr rasselten theilweise vierspännige, schwere Wagen zum Festungsthore hinein; um Mitternacht wurden die vorzüglichsten Complotanten von dort nach dem Polizeihause, aus der welika pijaca geschafft. Unheimlich bewegte sich der Zug durch lange Straße, die unmittelbar dem südlichen Festungsthore gegenüberliegt. Und als hätten sich wildheulende Hunde, Nachteulen und gefräßige Raben ein Rendezvous gegeben, ertönte wildes Geschrei in der stillen Luft, gewissermaßen als Vorbedeutung, daß Beute für Raubthiere und Raubthiere selbst in der Nähe seien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.