Bologna: "In Österreich muss etwas schief gelaufen sein"

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Bologna oesterreich muss etwas(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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EU-Bildungskommissarin Vassiliou hat Verständnis für die Proteste gegen das Bologna-Studiensystem. Ex-Wissenschaftsminister Einem äußert sich ähnlich. Bei der Umsetzung sei "vieles nicht gelungen".

Während die mehr als 40 europäischen Bildungsminister in Wien das "Bologna-System" feiern, zeigt EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou Verständnis für die Demonstrationen der Studenten. Ex-Wissenschaftsminister Kaspar Einem (SPÖ), der 1999 noch die Bologna-Deklaration unterschrieben hat, äußert sich ähnlich.

Die Proteste würden sich "zum Teil gegen einen Popanz richten, der zwar nicht Bologna ist, aber es gibt Probleme, die durchaus ernst zu nehmen sind." Es seien "viele Dinge gelaufen, die heute ein Ergebnis produzieren, wo viel Reformbedarf besteht."

Was den Bologna-Prozess betrifft, so sei "ein bisschen was vorangegangen, est ist aber auch vieles nicht gelungen", sagt Einem. Dennoch würde er heute nochmals die Schaffung einer vergleichbaren Struktur in Europa vereinbaren, nicht mehr jedoch "diese ausschließliche Ausrichtung auf die Arbeitsmarktfähigkeit, weil damit die Bildung zu kurz kommt, sagte der Ex-Wissenschaftsminister am Rande der Bologna-Konferenz.

Kommissarin: "In Österreich ist etwas schief gelaufen"

Der Prozess sei noch nicht am Ende, meint EU-Bildungskommissarin Vassiliou im Ö1-Mittagsjournal. "Wir wissen, dass die Bologna-Prinzipien nicht einheitlich umgesetzt wurden. Manche haben es besser gemacht, manche schlechter", sagt sie. Die konkrete Umsetzung der Bologna-Kritierien in Österreich will Vassiliou nicht beurteilen.

Doch "die Proteste deuten darauf hin, dass in Österreich etwas schief gelaufen sein muss", sagt die Zypriotin Vassiliou. Der Bologna-Prozess wurde jedoch für die Studenten ins Leben gerufen. Deshalb müssten Proteste auch ernst genommen werden, warnt die Bildungskommissarin. "Wenn wir etwas falsch gemacht haben sollten wir den Studenten zuhören und versuchen es in Zukunft besser zu machen."

"Wie studiert der Depp? Step by Step"

In Wien protestierten am Donnerstag mehrere tausend Menschen gegen das "Bologna-System". Mit Transparenten ("Bologna abfeiern, nicht mit uns", "Wie studiert der Depp? Step by Step") protestierten sie gegen das neue System. Nach dem offiziellen Ende der Demonstration versuchten sie, den aus Budapest anreisenden Ministern den Weg zur Jubiläumskonferenz abzuschneiden: eine sichtbare Form von "Zugangsbeschränkungen".

(APA/Red.)

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