Nachdem Huawei bereits den Smartphone-Markt erobert hat, ist jetzt das Notebook-Segment dran. Das MateBook X Pro ist dafür auch ein sehr guter Anfang.
Der Netzwerk-Profi Huawei wandert in neuen Gefilden und ist nach den Smartphones dabei, ein neues Segment für sich zu erobern: Computer. Unabhängig von den anhaltenden Querelen mit den USA um Spionage bringt der chinesische Hersteller das MateBook X Pro auf den Markt. Schon bei der Vorstellung des Geräts konnte der Laptop auf den ersten Blick überzeugen. „Die Presse am Sonntag“ hat das MateBook getestet.
Der „MacBook-Killer“, der „Apple-Konkurrent“, lauteten erste Meldungen zum Gerät und tatsächlich kann die Huawei-Maschine sich sehen lassen. Die Pro-Version ist deutlich besser ausgestattet und verarbeitet als sein Vorgänger. Beim Design ist Huawei ein Coup gelungen.
Inspiration beim Profi. Die Hardware des MateBook X Pro hat einen matten Aluminium-Mantel bekommen. An der Verarbeitung gibt es nichts zu meckern. Als würde Huawei auf eine lange Geschichte im Notebook-Premiumsegment zurückblicken können. Dass man sich hier Inspiration von alteingesessenen Profis geholt hat, lässt sich nicht leugnen. Erst recht nicht die Anlehnungen an Apples MacBooks. Auch der Name scheint nicht zufällig gewählt
Das Gerät ist schlicht und edel zugleich. Die Huawei-Schriftzüge halten sich in Grenzen und sind dort, wo sie angebracht sind, zurückhaltend. Auch die restlichen Aufkleber auf der Unterseite lassen sich abziehen. Lediglich der Intel-Sticker sollte bleiben, weil hartnäckig bei der Entfernung.
Aufatmen bei Paranoikern. Bei den Anschlüssen hat sich Huawei für eine Kopfhörer-Buchse, einen USB-3.1-Typ -C-Anschluss, einen Thunderbolt-Anschluss sowie auf der rechten Seite einen weiteren USB-3.1-Typ-A-Anschluss entschieden. Das mag auf den ersten Blick sparsam wirken, wird mit dem mitgelieferten Adapter mit weiteren Anschlüssen ausgemerzt.
Um die Frontseite nicht durch eine Leiste für die Kamera zu vergrößern oder einen „Notch“ einzubauen, hat sich Huawei für die Frontkamera etwas Besonderes einfallen lassen. Sie ist in die Tastatur verbaut. Mit nur einem Klick fährt die Kamera aus. Simpel, aber nahezu genial. Eine ästhetisch deutlich bessere Lösung, als Strasssteinchen vor die Kamera zu kleben, ist es allemal.
Der einzige Nachteil ist, dass man bei einer Videokonferenz eine unangenehme Haltung einnehmen muss, um auch wirklich im Bild zu sein. Physiotherapeuten werden diese Haltung wohl weniger empfehlen. Nach 30 Minuten meldet sich das Kreuz. Auch hier könnte man sagen, dass die Kamera einen motiviert, derartige Gespräche kurz zu halten. In ein 13,9-Zoll-Gehäuse, das insgesamt 1,3 Kilogramm auf die Waage bringt, hat Huawei die Oberliga an aktueller Technik verbaut. Ein Intel Core i5 mit 4 Kernen, 8 Threads, eine Nvidia-GeForce-MX150-Grafikkarte und 8 GB RAM sowie 256-Gigabyte-SSD-Karte. Ein Fingerprint-Scanner ist ebenfalls mit an Bord.
Fazit. Knapp 1500 Euro ruft Huawei für dieses Kraftpaket aus. Knackig und sicher kein Schnäppchen, aber man bekommt etwas dafür geboten. Ein Marathonläufer, der auch nach sechs Stunden noch Energie (Akku) übrig hat. Kein Heißläufer, der auch bei aufwendigen grafischen Tasks – dank passiver und aktiver Kühlung – cool bleibt. Die versenkbare Kamera ist ein witziges Detail. Wer auf der Suche nach einem zuverlässigen, hochwertigen Gerät ist, kann das MateBook X Pro durchaus in Betracht ziehen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2018)