Uni-Minister: Zusagen an Protestbewegung

(c) Reuters (Heinz-Peter Bader)
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Ressortchefin Karl legt Zehn-Punkte-Plan vor. Darin enthalten: eine Task-Force zur Überarbeitung der Studienpläne und eine Arbeitsgruppe zur Forderung der Rektoren, das Bachelorstudium auf acht Semester zu verlängern.

Wien. Viel war am Freitag von der sozialen Dimension der Bildung die Rede, von staatlicher Verantwortung und studentischer Mitbestimmung. Kaum einer der Politiker, die nach der zweitägigen Bologna-Jubiläumskonferenz vor die Presse traten, nahm das Wort „Studentenproteste“ nicht in den Mund. Die Botschaft der Studenten scheint angekommen zu sein.

Während am Donnerstag mehrere tausend Protestierende die Minister am Weg in die Hofburg blockieren wollten und am Freitag einen Gegengipfel an der Uni Wien veranstalteten, war die Politik demonstrativ um Versöhnung bemüht: Bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses, der einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zum Ziel hat, gebe es Schwierigkeiten, so der Tenor.

„Jeder, der sagt, der Prozess sei perfekt, sagt nicht die Wahrheit“, so der ungarische Bildungsminister István Hiller. Auch Uni-Ministerin Beatrix Karl (ÖVP) – im Vergleich zu so manchem ausländischen Ministerkollegen mit deutlich abfallenden Englischkenntnissen – sprach von „großen Herausforderungen“. Auch mit der offiziellen „Budapest-Vienna-Declaration“, die am Freitag verabschiedet wurde, machte die Politik einen Schritt auf die unzufriedenen Studenten und Uni-Mitarbeiter zu. Man wolle bessere Modelle der Teilhabe erarbeiten, die Kommunikation verbessern und gemeinsam die „Schlachten von morgen“ schlagen.

Mit der Deklaration sprechen sich die Staaten für einen verbesserten Zugang sozial Benachteiligter zur universitären Bildung aus. Ein Ziel, das auch die EU unterstütze, sagte EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou. Die Union versuche trotz der schwierigen Wirtschaftslage, das Hochschulbudget zu steigern.

Deutsche für Medizinerquote

Stärken wolle man auch die internationale Mobilität der Studierenden – eigentlich ein Kernziel der Reform. Dazu müssten die gegenseitige Anerkennung von Studienleistungen und die Qualitätssicherung vorangetrieben werden, fordert Karl. Sie präsentierte am Freitag unter dem Titel „Bologna Reloaded“ ein Zehn-Punkte-Programm zur Verbesserung der Umsetzung des Prozesses in Österreich. Darin enthalten: eine Task-Force zur Überarbeitung der Studienpläne und eine Arbeitsgruppe zur Forderung der Rektoren, das Bachelorstudium von sechs auf acht Semester zu verlängern. Abseits der offiziellen Termine lud Karl ihre deutsche Amtskollegin Annette Schavan zum Arbeitsfrühstück. Diese habe Österreich die Unterstützung der deutschen Bundesregierung bei der Forderung nach der Verlängerung der Ausländerquoten im heimischen Medizinstudium zugesichert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.03.2010)

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