Angst vor Eskalation im Handelsstreit

„Made in China“? Die USA haben 25-prozentige Strafzölle auf Einfuhren aus China im Wert von 34 Mrd. Dollar in Kraft gesetzt.
„Made in China“? Die USA haben 25-prozentige Strafzölle auf Einfuhren aus China im Wert von 34 Mrd. Dollar in Kraft gesetzt. (c) APA/AFP/FREDERIC J. BROWN
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Im Handelsstreit zwischen China und den USA sieht der IWF die EU gefordert. China appelliert indes an andere Länder, sich "dem Protektionismus der USA zu widersetzen".

Aix-en-Provence/Peking/Washington. Im Handelskonflikt zwischen den USA und China kommt der Europäischen Union nach Worten von IWF-Chefin Christine Lagarde eine besondere Rolle zu. „In der Machtdemonstration zwischen den USA einerseits und China andererseits kann Europa eine ganz bestimmte Karte ausspielen“, sagte die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Samstag bei einem Wirtschaftsforum im südfranzösischen Aix-en-Provence. „Die Europäer zusammen sind eine Kraft, eine Macht“, sagte Lagarde. „Wenn sie geschlossen sind, haben sie eine echte Stimme.“

Der Finanzminister Frankreichs, Bruno Le Maire, sieht Europa bereits in einem Handelskrieg mit den USA. Es sei nicht länger die Frage, ob es dazu komme – „er hat bereits begonnen“. Die USA könnten sich auf eine einheitliche und starke Antwort aus Europa einstellen, falls sie Zölle weiter erhöhten. Le Maire sprach insbesondere die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle auf Autos an. Das würde vor allem deutsche Anbieter wie Daimler und BMW betreffen. Daimler gab bereits eine Gewinnwarnung aus.

Zollspirale wurde ausgelöst

Indes haben sich die USA und China, wie berichtet, gegenseitig mit Milliardenstrafzöllen belegt. Rund um den Globus schürt der Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften die Angst vor einem dramatischen Konjunktureinbruch. Das Handelsministerium in Peking warnte davor, dass die jüngste Zollspirale die Erholung der Konjunktur behindern, Märkte beunruhigen und Firmen wie Verbrauchern schaden werde. In chinesischen Staatsmedien wurden andere Länder aufgerufen, sich gemeinsam dem Protektionismus der USA zu widersetzen. „Wirtschaftliches Entgegenkommen wird die Regierung von Trump in ihrer egoistischen Haltung bestärken“, warnte die Zeitung „China Daily“. „Der Rest der Welt sollte nicht zurückweichen.“ US-Präsident Donald Trump hat am Freitag 25-prozentige Strafzölle auf Einfuhren aus China im Wert von 34Milliarden US-Dollar in Kraft gesetzt. Peking reagierte mit eigenen Sonderabgaben auf Importe aus den USA. Trump droht China mit zusätzlichen Zöllen, die auf all seine Importe in die USA im Wert von mehr als 500Milliarden US-Dollar ausgedehnt werden könnten.

Die USA zielen mit ihren Strafzöllen vor allem auf technologische Produkte, weil sie China den Diebstahl geistigen Eigentums und erzwungenen Technologietransfer vorwerfen. Die bisher verhängten Zölle treffen nach chinesischen Angaben zu 59 Prozent Unternehmen ausländischer Investoren in China. US-Firmen in China kritisierten die Strafzölle ebenfalls als „kontraproduktiv“. „Es gibt keine Gewinner in einem Handelskrieg“, sagte der Vorsitzende der US-Handelskammer in der Volksrepublik, William Zarit. Als Vergeltung erhebt China Sonderabgaben auf landwirtschaftliche US-Erzeugnisse wie Sojabohnen, Fisch, Schweinefleisch, Rindfleisch und Molkereiprodukte. Es zielt damit auf die Wählerschaft Trumps im ländlichen Raum. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2018)

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