Jeremy Hunt, ein Überlebenskünstler

Jeremy Hunt.
Jeremy Hunt.(c) APA/AFP/ISABEL INFANTES
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Jeremy Hunt ist neuer britischer Außenminister.

Teresa May war zum Scherzen aufgelegt. „Ich werde längst in einem Umerziehungslager von Jeremy Corbyn Steine klopfen, da wird Jeremy Hunt immer noch Gesundheitsminister sein“, gratulierte sie ihm zum sechsten Jahrestag im Amt. Hunts Überlebenskünste trugen wohl nicht unwesentlich zu seiner Bestellung zum Außenminister bei.

Dass der Konservative durchsetzungsstark ist, haben nicht nur die Ärztegewerkschaften, mit denen er im Dauerclinch lag, bemerkt, sondern auch May selbst. Im Jänner wollte sie den 51-Jährigen ins Wirtschaftsministerium versetzen, nach zwei Stunden verließ er das Gespräch mit einem vergrößerten Portfolio. Als sein bisher größter Coup gilt, dass er 20 Mrd. Pfund zusätzlicher Mittel fürs Gesundheitswesen gewinnen konnte.

Mit Hunts Ernennung sind alle vier Machtministerien – Premier, Finanzen, Inneres und Äußeres – in der Hand von Politikern, die sich beim Referendum 2016 für den EU-Verbleib ausgesprochen hatten. Hunt bezeichnet sich heute wegen der „Arroganz der EU-Kommission“ als bekehrten Brexiteer. Warnungen vor Brexit-Schäden wies er als „unangebracht“ zurück, tat das aber derart lustlos, dass der Verdacht einer Pflichtübung aufkam. Seine Loyalität zu May steht außer Zweifel – er hielt sich aber lange zurück, ehe er ihr nach 2016 seine Unterstützung aussprach. (gar)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2018)

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