Weltweiter Waffenhandel boomt trotz Krise

Weltweiter Waffenhandel boomt trotz
Weltweiter Waffenhandel boomt trotz(c) EPA (RAED QUTENA)
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Deutschland ist laut dem renommierten Sipri-Institut zum Großhändler aufgestiegen, Griechenland war zuletzt Europas größter Einkäufer. Sorgen macht den Friedensforschern die Aufrüstung der Luftwaffen.

Stockholm. Auch die Finanzkrise hat den internationalen Waffenhandel nicht nachhaltig gebremst, und Deutschland ist im Rüstungsgeschäft endgültig in die Reihe der Großhändler aufgestiegen. Seit Beginn des Jahrzehnts haben sich die deutschen Waffenexporte mehr als verdoppelt, der Anteil am globalen Handel mit Kriegsmaterial stieg von sechs auf elf Prozent.

Insgesamt lag der Umsatz der Waffenhändler zwischen 2005 und 2009 um 22 Prozent höher als in der davor liegenden Fünfjahresperiode. Dies geht aus den neuesten Zahlen über den globalen Handel mit konventionellen Waffen hervor, die das Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag in Stockholm veröffentlicht.

Nur kurze Geschäftsflaute

Nach den Hochzeiten der Waffenhändler während des Kalten Krieges war das Rüstungsgeschäft in den Neunzigerjahren stark geschrumpft. Doch seit Mitte dieses Jahrzehnts ist der Trend wieder steigend, und inzwischen hat der Handel fast wieder altes Niveau erreicht. Zwar lag der Umsatz 2008 und 2009 leicht unter dem der davor liegenden Jahre, doch dass die Haushaltsprobleme vieler Staaten zu einem Rüstungsstopp geführt hätten, lässt sich aus den Zahlen nicht ablesen. Da sich große Waffenkäufe oft über mehrere Jahre hinziehen, operiert Sipri mit Fünfjahresperioden, und die jüngste wies deutlichen Zuwachs aus.

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Deutschland mischt in diesem Geschäft immer stärker mit, nur die USA und Russland exportierten mehr. 40 Prozent gingen an europäische Partner, 25 Prozent nach Asien, 15 Prozent nach Nahost. Größte Abnehmer waren die Türkei, Griechenland, Südafrika und Südkorea. U-Boote vom Typ 209 und 214, teils unter Lizenz in anderen Ländern gebaut, sorgten für den meisten Umsatz. Weitere Verkaufsschlager waren Panzerfahrzeuge, von denen Deutschland zwischen 2005 und 2009 mehr als 1700 an 21 Länder lieferte, zwei Drittel davon gebraucht.

Größter Waffenhändler sind weiterhin die USA mit einem Marktanteil von knapp 30 Prozent, mit Asien (Südkorea) und dem Nahen Osten (Israel, Arabische Emirate) als besten Kunden. Kampfflugzeuge vom Typ F-16 und F-15 für diese drei Länder machten fast die Hälfte der Exporte aus. Russland, das für 23,5 Prozent des Waffenhandels steht, versorgte vor allem China und Indien. Auch in Afrika nehmen die russischen Lieferungen stark zu, Algerien rückte als erstes afrikanisches Land in die Liste der zehn größten Waffenkäufer auf. Auch bei den russischen Exporten hatten Kampfflieger des Typs Su-30 den größten Wert.

China forciert eigene Waffen

Diese zunehmende Aufrüstung der Luftwaffen registriert Sipri mit Sorge. Die „potenziell destabilisierenden Waffensysteme“ ließen ein Wettrüsten in Spannungsgebieten wie Nahost, Nordafrika, Südamerika und Südostasien befürchten. Rohstoffreiche Staaten hätten bedeutende Mengen teurer Kriegsflugzeuge erworben, und deren benachbarten Rivalen reagierten mit entsprechenden Aufträgen.

Unter den Waffenkunden wird sich die in der jüngsten Fünfjahresperiode nochmals ausgewiesene Spitzenposition Chinas rasch ändern. Dort ist das Umsteigen auf lokale Rüstungsproduktion voll im Gang. 2005 sorgte China noch für 17Prozent der globalen Rüstungsimporte, 2009 waren es nur noch 2,6 Prozent. Für die Gesamtperiode 2005 bis 2009 liegt China mit 9,4 Prozent der Importe noch vorn, gefolgt von Indien und Südkorea. Das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland ist Europas größter Waffenkäufer.

Einen dramatischen Anstieg bei den Rüstungsimporten stellt Sipri in Südostasien (Malaysia, Singapur, Indonesien) und Südamerika fest, wo die Importe um 150 Prozent zugenommen haben. In Afrika konstatiert Sipri einen beunruhigenden Waffenstrom in die unstabilen Regionen im Nordosten des Kontinents. So seien der Sudan von Russland, China und Weißrussland und der Tschad von der Ukraine mit Panzern und Flugzeugen versorgt worden.

Österreich auf Platz 22

Österreich liegt unter den Rüstungsexporteuren mit einem Anteil von 0,2 Prozent am Welthandel auf Rang22. Elf Länder wurden von Österreich beliefert. Fast die Hälfte des Exportwerts stammt von einem Leasinggeschäft mit zwei A-340-Transportflugzeugen für Frankreich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15. März 2010)

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