Einige mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte verknüpfte Informationen sind richtig, andere teilweise oder sogar völlig falsch.
Seit Wochen wird in der europäischen Flüchtlingsdebatte das Hauptaugenmerk auf Lösungen gelegt, wie künftig möglichst wenige dieser Menschen in die EU gelangen. Der Außengrenzschutz soll hochgefahren, der Zugang zu Asylverfahren national erschwert werden. Auch das Treffen der EU-Innenminister in Innsbruck beschäftigte sich mit Varianten, wie der Flüchtlingsdruck auf Europa weiter gesenkt werden kann.
Völlig aus dem Fokus ist die Situation jener Menschen geraten, um die es eigentlich geht. Warum kommen sie überhaupt nach Europa, warum bleiben sie nicht in ihrer Region? Wer sind diese Menschen, die eine gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagen?
„Die Presse“ versucht, vier vorhandenen Vorurteilen zu Flüchtlingen und zur Rolle von Hilfsorganisationen Fakten gegenüberzustellen.
1. Es kommen fast nur noch Wirtschaftsflüchtlinge zu uns
Das ist so nicht belegbar. Im vergangenen Jahr wurden in der EU 973.330 Asylanträge gestellt. Im gleichen Zeitraum wurden 538.120 positiv abgeschlossen. Das entspricht etwa 55 Prozent. Das heißt, der Anteil der Zuwanderer, die nachweislich in ihrer Heimat verfolgt wurden, deren Menschenrechte eingeschränkt waren oder deren Sicherheit gefährdet war, liegt klar über der Hälfte. In Österreich lag die Asylanerkennungsquote zuletzt bei 50,4 Prozent. Zwar wandern in die EU auch Menschen zu, die überhaupt keinen Asylantrag stellen beziehungsweise nach der Ankunft untertauchen. Die relativ hohe Anerkennungsquote belegt allerdings, dass die Zahl der schutzbedürftigen Menschen so hoch ist, dass derzeit nicht von einer überwiegenden Zahl von Wirtschaftsmigranten gesprochen werden kann.